„Ich sollte nicht öffentlich über milderen Verlauf sprechen“

Omikron-Entdeckerin von europäischen Ländern unter Druck gesetzt?

Freitag, 11. Februar 2022 | 17:39 Uhr

Pretoria – Angelique Coetzee, die südafrikanische Entdeckerin der Omikron-Variante des Coronavirus, ist nach eigenen Angaben zu Beginn der neuen Pandemie-Welle aufgefordert worden, nicht öffentlich über den milderen Verlauf bei Omikron-Infektionen zu sprechen.

Die Medizinerin, die in Pretoria arbeitet, ist Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbands (Sama). „Mir wurde gesagt, ich solle öffentlich nicht erklären, dass es eine milde Erkrankung sei“, erklärte die Medizinerin laut einem Bericht der „Welt“. Sie sei gebeten worden, von derartigen Äußerungen Abstand zu nehmen und zu sagen, es handle sich um eine ernste Erkrankung. Das habe sie jedoch abgelehnt.

Ende November war sie die erste, die auf die neue Omikron-Variante aufmerksam machte. Wie Coetzee erklärt, sei sie nicht von den südafrikanischen Behörden, sondern von europäischen Ländern unter Druck gesetzt worden. Dem „Welt“-Bericht zufolge nannte sie Wissenschaftler in den Niederlanden und Großbritannien, die sie mit Verweis auf die vielen Mutationen der Omikron-Variante kritisiert hätten, da sie eine Omikron-Infektion eine milde Erkrankung genannt habe. Die Entdeckerin der Variante zeigte sich außerdem davon überzeugt, dass die Regierungen „überreagiert“ hätten.

Sie will sich von den Behörden jedoch nicht einschüchtern lassen. „Man wird mich nicht zum Schweigen bringen“, sagte sie. Der Medizinerin zufolge gibt es dem Krankheitsbild zufolge keine Anzeichen dafür, dass man es mit einer sehr ernsten Erkrankung zu tun habe: „Der Verlauf ist überwiegend mild.“

Wie Coetzee betont, habe sie nicht behauptet, dass man bei einem milden Verlauf nicht krank werde. Was eine milde Covid-19-Erkrankung bedeute, sei allerdings eindeutig durch die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert worden: „Patienten können zu Hause behandelt werden, und eine Versorgung mit Sauerstoff oder Hospitalisierung ist nicht erforderlich.“

Doch auch gegen die WHO stimmt Coetzee kritische Töne an. Die Weltgesundheitsorganisation stufte die Variante als „besorgniserregend“ ein. Der Medizinerin zufolge sei Omikron als „extrem gefährliche Virusvariante“ mit zahlreichen Mutationen aufgebauscht worden, obwohl die Gefährlichkeit noch nicht eindeutig festgestanden habe.

Von: mk