Moderne Waffensysteme verursachen hohe russische Verluste – VIDEO

Panzerabwehrraketen und Guerillakrieg sollen Putins Angriff stoppen

Montag, 07. März 2022 | 08:00 Uhr

Kiew – Einerseits gleicht der Krieg in der Ukraine einem „klassischen Landkrieg“ zwischen organisierten Armeen, aber aufgrund der auf dem Schlachtfeld herrschenden sehr unterschiedlichen Kräfteverhältnisse nimmt der Konflikt immer mehr Züge einer asymmetrischen Kriegführung an.

Twitter/Illia Ponomarenko

Kleine Gruppen regulärer ukrainischer Soldaten oder freiwilliger Milizen greifen mit blitzschnellen Vorstößen die russischen Angriffsspitzen oder die langen Kolonnen, die Putins Invasionsarmee mit Nachschub versorgen sollen, an. Dabei setzen sie oftmals sehr erfolgreich moderne Panzerabwehrraketen ein, mit deren Hilfe sie viele russische Panzer, gepanzerte Mannschaftswagen und Nachschub-Lkw zerstören. Um nicht in Kampfhandlungen mit den überlegenen russischen Truppen verwickelt zu werden, ziehen sich die einen Guerillakrieg führenden Soldaten nach dem Abschuss sofort zurück. Angaben der ukrainischen Verteidigungskräfte sowie vielen Bildern und Videos zufolge sollen die der russischen Armee zugefügten Verluste bereits erheblich sein.

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Bei den Waffen, die den „Guerillagruppen“ der ukrainischen Armee oder den Freiwilligenmilizen zu manchmal spektakulären Erfolgen verhelfen, handelt es sich um Panzerabwehrraketen, die für den Einsatz durch Infanteristen bestimmt sind oder auf Pick-ups oder anderen leichten Fahrzeugen montiert werden. Die beiden wichtigsten leichten Panzerabwehrsysteme sind die aus Schweden kommende NLAW und die amerikanische Javelin.

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Die NLAW ist eine leichte Einweg-Panzerabwehrwaffe der neuen Generation. Es handelt sich um eine Kurzstrecken-Panzerabwehrrakete, die mit einem leistungsstarken, hochexplosiven Panzerabwehrsprengkopf bestückt ist, der aus kürzerer Entfernung große russische Panzer ausschalten kann. Um die reaktive Panzerung moderner MBT (Main Battle Tanks) zu umgehen, ist die Rakete mit seinem nach unten gerichtetem Sprengkopf auch dafür konzipiert den Panzer an seiner verwundbarsten Stelle, dem drehbaren Turm, zu treffen und die dort dünnere Panzerung zu durchschlagen.

Daneben ist auch ein direkter Beschuss des Panzers möglich. Nachteil der NLAW ist die geringe Reichweite von nur wenigen Hundert Metern, was die Angreifer dazu zwingt, den gefährlichen Panzern sehr nahezukommen. Kurzstrecken-Panzerabwehrraketen dieses Typs aus britischen Beständen wurden in den letzten Wochen und selbst während des Kriegs in großer Anzahl an die Ukraine geliefert.

Facebook/Генеральний штаб ЗСУ / General Staff of the Armed Forces of Ukraine

Bei der Javelin hingegen handelt es sich um eines der fortschrittlichsten tragbaren Panzerabwehrlenkwaffensysteme der Welt. Mit ihrer Hilfe können alle derzeit im Einsatz befindlichen Panzer zerstört und sogar Hubschrauber im Tiefflug abgeschossen werden.

Die normalerweise schultergestützte Rakete kann auch auf ein Stativ montiert verwendet werden. Nach der Zielerfassung durch die Bedienmannschaft steuert die infrarotgelenkte Abwehrrakete selbstständig ihr Ziel an. Für den Guerillakrieg besonders von Vorteil ist, dass dieses Panzerbekämpfungssystem auch nachts und bei allen Wetterbedingungen eingesetzt werden kann. Ein weiterer Vorteil gegenüber der NLAW ist, dass gegnerische Fahrzeuge auch aus zweieinhalb Kilometer Entfernung erfolgreich bekämpft werden können. Ein Nachteil ist hingegen, dass die Javelin von mindestens zwei Soldaten bedient werden muss.

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Neben diesen Panzerabwehrraketen und Raketen aus eigener Produktion verfügen die ukrainischen Streitkräfte auch über eine unbekannte Anzahl türkischer Kampfdrohnen vom Typ Bayraktar TB2. Die etwa 650 Kilogramm schwere Drohne kann bis zu 24 Stunden in der Luft bleiben und hat sich bereits auf verschiedenen Kriegsschauplätzen „erfolgreich bewährt“.

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Sie eignet sich sowohl zum Ausspähen des Gegners als auch für die Bekämpfung von Bodenzielen. Zu diesem Zweck wird sie mit lasergelenkten Mini-Bomben oder mit Luft-Boden-Panzerabwehrraketen bestückt. Angaben der ukrainischen Streitkräfte zufolge wurden mithilfe der Bayraktar TB2 bereits erfolgreich russische Kolonnen bekämpft. Die russische Seite hingegen behauptet, bereits zwei Kampfdrohnen dieses Typs abgeschossen zu haben. Letzten Angaben zufolge hat die Ukraine aus der Türkei eine weitere Lieferung dieser Kampfdrohnen erhalten.

Mithilfe dieser Panzerabwehrraketen gelingt es kleinen Gruppen von ukrainischen Angreifern immer wieder, russische Panzer oder Nachschubkolonnen auszuschalten. Für die russischen Invasionstruppen wirkt sich nachteilig aus, dass deren Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zumeist nicht neuester Entwicklung sind. Deren Entwürfe stammen oftmals noch aus Sowjetzeiten. Die Vergitterungen, mit denen die russischen Panzerbesatzungen ihr Gerät zu schützen suchen, erweisen sich gegen Raketen oftmals als unwirksam. Die modernsten russischen Panzer kommen ersten Erkenntnissen zufolge bisher kaum zum Einsatz. Zudem sind die Panzerkolonnen aus logistischen Gründen besonders in der Nordukraine dazu gezwungen, das vorhandene Straßennetz zu nützen, was es für geländekundige „Guerillakrieger“ vorhersehbar macht, wo die Panzer eintreffen werden.

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Der Krieg in der Ukraine wird von Militärexperten genau beobachtet. Einigen Stimmen zufolge werden die schmerzhaften Verluste, die die Invasionstruppen offenbar erleiden, dazu führen, den Einsatz von mechanisierten und gepanzerten Einheiten neu zu überdenken.

Viele Experten weisen aber auf die wahrscheinliche traurige Entwicklung hin, dass die russischen Truppen zur Vermeidung von Verlusten sehr zerstörerische Waffen verwenden und auch vermehrt auf Luftschläge zurückgreifen werden. Diese Art der Kriegführung wird die unschuldigen Opfer der Zivilbevölkerung weiter in die Höhe treiben. „Es droht ein langer und schmutziger Krieg“, so das traurige Fazit eines Militärexperten.

 

Von: ka