Von: Ivd
Kematen – Beim Kirchtagsfest in Kematen im Ahrntal kam es erneut zu rassistischen Gesängen: Zur Melodie von Gigi D’Agostinos „L’amour Toujours“ grölten einige Gäste des Festes die ausländerfeindlichen Parolen „Deutschland den Deutschen“ und „Ausländer raus“. Ein Video der Szene kursierte daraufhin in den sozialen Medien und löste eine Welle der Empörung aus.
Das zweitägige Fest hinterließ nicht nur Spuren der Verwüstung, sondern auch einen bitteren Nachgeschmack: Die Freiwillige Feuerwehr Kematen, die das Fest organisiert hatte, zeigte sich betroffen. Wolfgang Mair, Ausschussmitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Kematen, betonte, dass die Helfer nach dem Vorfall sofort eingriffen und den Störern Konsequenzen androhten.
Dennoch weist Mair die Schuld von den Veranstaltern, die einen DJ buchten, der den aktuell kontrovers konnotierten Song spielte: „Wir machen keine politische Bildung. Uns das vorzuwerfen, ist also nicht ganz richtig. Wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten versucht, dieses Geschehen mit unseren freiwilligen Helfern zu unterbinden.“ Er verweist auf die Kunstfreiheit und betont, dass die DJs im Vorfeld ihre Playlists nicht extra absegnen lassen müssen.
Bürgermeister fordert Konsequenzen in der Verwaltung
Bürgermeister von Sand in Taufers, Josef Nöckler, verurteilte die Vorfälle scharf. Hätte er von den Parolen während des Festes mitbekommen, hätte er die Veranstaltung laut eigener Aussage sofort abgebrochen. Er forderte nun Konsequenzen, wie verkürzte Veranstaltungszeiträume für Feste oder sogar den Entzug von Genehmigungen. Er erklärt das „hirnlose Verhalten“ mit dem übermäßigen Alkoholkonsum junger Menschen bei solchen Veranstaltungen.
Nöckler betonte gegenüber dem ORF die Bedeutung der ausländischen Arbeitskräfte für die lokale Wirtschaft: „Wir brauchen Leuten aus dem Ausland, die bei uns arbeiten. Unsere jungen Leute wollen Samstag und Sonntag nicht mehr arbeiten und freitags am liebsten auch nur noch die Hälfte. Wenn die Wirtschaft laufen soll, dann brauchen wir diese Leute. Solche Parolen gehören nicht auf unsere Feste. Basta.“
Parolen waren auch auf anderen Festen zu hören
Das solche Vorfälle längst kein Einzelfall in Südtirol sind, zeigt ein Video des Neumarkter Laubenfest aus dem August, berichtet der ORF. Dort hatte der Feuerwehrkommandant jedoch das rassistische Treiben sofort unterbunden. Veranstalter in Kematen geloben Besserung und bedauern, dass ein ansonsten fröhliches Fest durch die Vorfälle überschattet wurde.
Sylt-Video schockierte die Welt
Erstmals in der breiten Öffentlichkeit kam es zu einem solchen Vorfall im Mai auf Sylt, als einige Partygäste eben diese rassistischen Parolen grölten. Die Folgen für die jungen Menschen waren verehrend. Der rechten Hetze in Deutschland gab es allerdings eher weiteren Auftrieb. Seitdem wurde das Verhalten von der Nordseeinsel vielfach kopiert und stilisierte sich zum Schlachtruf rechter Sympathisanten.
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