Not hinter schöner Fassade – ein Kommentar

Reiches Land, arme Leut

Donnerstag, 22. März 2018 | 16:07 Uhr

Bozen – Südtirol ist ein wirtschaftlicher Kraftprotz mitten in den Bergen. Es vergeht kaum ein Jahr in dem Landl, in dem nicht neue Rekorde und immer stärker gefüllte Gästebetten gemeldet werden.

Aber es gibt auch die Kehrseite. Durch den Erfolg wird alles im Land immer teurer. Gerade die, die von landesweiten oder gesamtstaatlichen Kollektivverträgen abhängen und am Boom nicht mitverdienen, merken, dass Löhne und Gehälter mit den Wohn- und Lebenshaltungskosten nicht mehr mithalten können. Trudelt dann in der Familie monatlich nur ein Gehalt ein oder bringt ein Schicksalsschlag das Leben durcheinander, gerät die Haushaltskasse schnell in Schieflage. Laut einer AFI-Studie befinden sich bereits heute 16 Prozent Arbeitnehmerfamilien mit nur einem Lohneinkommen an der Armutsgrenze. Diese Familien verfügen im ach so reichen Südtirol über überhaupt keine finanziellen Spielräume.

caritas

Es wäre eine ganze Reihe von Maßnahmen wie Anpassungen der Förderschwellen oder Erhöhung der Kollektivverträge notwendig, aber Linderung ist kaum in Sicht. Im Herbst wird in Südtirol gewählt und die Themen sind ganz andere. Es geht weder um Arbeitnehmer an der Armutsschwelle oder um den Armutsbericht der Caritas noch um die hohen Lebenshaltungskosten, sondern um Bär und Wolf sowie um Flüchtlinge und dem Doppelpass.

Es geht nicht darum, wie es Familien mit geringem Einkommen geht. Aber Südtirol war schon immer so. Es war im Landl bis in die Familien hinein schon immer wichtiger, nach außen hin eine schöne Fassade zu wahren, als Not zu lindern und menschlich bittere Probleme zu lösen.

Von: ka

Bezirk: Bozen