Von: luk
Brenner/Brixen – Eine Bahnfahrt von der Schweiz nach Südtirol wurde für einen 73-jährigen Rollstuhlfahrer zur beschwerlichen Odyssee: Weil am Bahnhof Brenner kein barrierefreier Zugang vorhanden ist und kein Zug mit Hebebühne hielt, musste die Feuerwehr helfen. Erst vier Stunden nach der Ankunft konnte der Mann seine Reise fortsetzen – mit tatkräftiger Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr.
Gerhard Mayrhofer aus Südtirol ist stark mobilitätseingeschränkt und kann nicht sprechen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau war er am vergangenen Samstag mit der Bahn von einem Vorort von St. Gallen nach Brixen unterwegs. Die Fahrt war über ein Reisebüro barrierefrei organisiert worden, inklusive Hilfestellung mit Hebebühne bei jedem Umstieg. Doch am Brenner kam alles anders: Der Anschlusszug fiel aus und mit ihm offenbar auch jede Unterstützung für Menschen mit Behinderung.
Mehrere Züge fuhren durch, ohne dass der 73-Jährige zusteigen konnte, da keine mobile Rampe verfügbar war. Zudem gibt es am Brennerbahnhof keinen barrierefreien Ausgang, was die Situation zusätzlich erschwerte. Das Ehepaar saß rund vier Stunden lang im zunehmend kühlen Abend auf dem Bahnsteig fest.
In ihrer Verzweiflung wandte sich Colette Mayrhofer schließlich an die Feuerwehr. Vier Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Gossensass halfen dem Rollstuhlfahrer in einen Zug nach Brixen. Dort übernahmen ihre Kollegen der Feuerwehr Brixen den Ausstieg. Erst gegen Mitternacht erreichte das Ehepaar erschöpft sein Zuhause.
Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die offenbar noch immer mangelhafte Barrierefreiheit im öffentlichen Nahverkehr. Die Familie zeigt sich nicht glücklich: Dass ein Rollstuhlfahrer auf die Feuerwehr angewiesen sei, um Bahn fahren zu können, sei schlicht skandalös.
Die Feuerwehr Gossensass betonte in einem Facebook-Beitrag: „Mobilität sollte kein Privileg, sondern eine Selbstverständlichkeit für alle sein.“
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