Frage soll geklärt werden

Sanität: Genesene arbeiten in Italien wieder – in Südtirol nicht

Dienstag, 25. Januar 2022 | 10:39 Uhr

Bozen – Eine suspendierte Krankenschwester, die sich nicht impfen ließ und daraufhin an Covid-19 erkrankt ist, hat nach ihrer Genesung mehrfach beantragt, wieder arbeiten zu dürfen. Doch die Direktion des Südtiroler Sanitätsbetriebs hat abgelehnt. Anderen Mitarbeitern im Gesundheitsbereich könnte es ähnlich ergehen, berichtet die italienische Tageszeitung Alto Adige.

Rund 1.200 Mitarbeiter im Gesundheitsbereich sind derzeit suspendiert, 541 davon sind beim Südtiroler Sanitätsbetrieb angestellt.

In der Zwischenzeit hat sich die Krankenschwester informiert und erfahren, dass Genesene im Gesundheitsbereich im übrigen Staatsgebiet sehr wohl wieder arbeiten dürfen. Im Veneto und im Trentino hätten die Spitzen der Sanitätsbetriebe erklärt, dass die Genesenen über den grünen Pass verfügen und man verstehe deshalb nicht, was einer Wiedereinstellung im Weg stehe.

„Wenn so viele Abteilungen im Bozner Krankenhaus chirurgische Eingriffe und Visiten wegen der Suspendierungen verschieben müssen, wäre es nicht sinnvoll, die Genesenen wieder einzustellen und darauf zu warten, dass sie sich innerhalb der sechs Monate ab der Genesung impfen lassen?“, fragt die Krankenschwester laut Alto Adige.

Der Sanitätsbetrieb selbst sucht unterdessen nach einer Lösung. Marco Cappello, der Leiter der Rechtsabteilung im Sanitätsbetrieb, bestätigt, dass die Problematik aufgetaucht ist.

Einem bindenden Gutachten der Staatsadvokatur vom 13. Oktober 2021 zufolge dürfen genesene Mitarbeiter im Sanitätsbetrieb nicht wieder in den Dienst zurückkehren – auch nicht vorübergehend –, falls sie nicht geimpft sind oder von der Impfung offiziell befreit wurden. Laut Cappello lasse das Gutachten keinen Spielraum für Interpretationen.

Deshalb wolle man sich absichern und habe noch einmal um Klärung gebeten – auch für den Fall, dass ein genesener Mitarbeiter des Sanitätsbetriebs Patienten im Spital ansteckt. Bis dahin bleiben genesene Mitarbeiter des Sanitätsbetriebs ohne Impfung weiter suspendiert.

Freiheitliche: „Genesenes Gesundheitspersonal muss umgehend wieder arbeiten dürfen!“

Der freiheitliche Landtagsabgeordnete Andreas Leiter Reber fordert eine sofortige Wiedereinstellung von genesenem Sanitätspersonal. „Wenn die Landesregierung schon bei der Impfpflicht keinen autonomen Spielraum zugunsten des Landes zu nutzen wusste, soll sie es wenigstens jetzt allen anderen italienischen Regionen gleichtun und die vielen Genesenen unter den rund 1.200 suspendierten Mitarbeitern wieder arbeiten lassen“, so Leiter Reber.

„Die Landesregierung und der Sanitätsbetrieb scheinen bei der Frage der Wiedereinstellung von genesenem Gesundheitspersonal entweder geschlafen oder wie so oft den Musterschüler gespielt und damit erneut große Nachteile für unser Land in Kauf genommen zu haben“, so Leiter Reber eingangs.

„Während in allen anderen italienischen Regionen wenigstens die mittlerweile Genesenen unter den Suspendierten wieder ihrer Arbeit nachgehen dürfen, stellt Südtirol staatsweit eine Ausnahme dar und kriegt es als einziges Land nicht hin, die geltenden Gesetze im Eigeninteresse zu interpretieren. Stattdessen wartet man wie der Ochs vor dem Berg seit Tagen auf ein neues Gutachten der Staatsadvokatur, in der Hoffnung, dass dieses eine Wiedereinstellung von Genesenen Mitarbeitern gestattet“, so der freiheitliche Landtagsabgeordnete.

„Neben der widerstandslos von Rom übernommenen Impfpflicht, durch die sich die Personalengpässe im Sanitätsbetrieb massiv verschärft haben und der Normalbetrieb in unseren Krankenhäusern trotzt stabil niederer Auslastung durch Corona-Patienten seit Monaten nicht gewährleistet werden kann, schneidet sich Südtirol so ein weiteres Mal ins eigene Fleisch“, so Leiter Reber abschließend.

Von: mk

Bezirk: Bozen