Coldcase aus 2008 möglicherweise gelöst

Schädel aufgetaucht: Das Schwiegermonster von Sontheim

Donnerstag, 03. Juli 2025 | 09:25 Uhr

Von: idr

Sontheim an der Brenz – Es war ein schockierender Fund im Jahr 2008, der ganz Südtirol in Atem hielt: In einem Karton an der Autobahn A22 bei Klausen entdeckten Arbeiter eine zerstückelte Leiche. Im Laufe der Ermittlungen stellte sich raus, dass der Kopf des toten Mannes fehlte. Lange blieb der junge Mann unidentifiziert. 17 Jahre nach der Tat wurde nun höchstwahrscheinlich auch der Kopf des Vermissten gefunden – versteckt unter einer Betonplatte im ehemaligen Garten des Täters.

17 Jahre lang konnten Ermittler den Namen der Leiche nicht eindeutig zuordnen. Vor wenigen Wochen gelang es dann, den 2008 von seinem Schwiegervater Alfonso Porpora getöteten Mustafa Sahin den gefundenen Leichenteilen an der A22 zuzuordnen. Der Täter gestand die Tat und brachte Ermittlungen ins Rollen. Porpora, ein 61-jähriger Mann aus Sizilien, zwang Sahin, einen 20-jährigen Deutsch-Türken, seine Tochter zu heiraten, nachdem diese kurz zuvor von Sahin schwanger geworden war.

Reise mit einem Toten

Laut Ermittlungen erwürgte Porpora den jungen Mann, zerstückelte ihn und lud die Leichenteile in sein Auto. Später behauptete er, er habe den Körper auf der Strecke zwischen Rom und Neapel abgeladen. Tatsächlich brachte er jedoch den Leichenkarton über die Grenzen von Deutschland bis nach Südtirol und ließ ihn an der Brennerautobahn zurück. Ein Mitarbeiter der Autobahnverwaltung fand den Karton am 21. Februar 2008 nahe Klausen. Vom Kopf fehlte bis vor kurzem jede Spur.

Jetzt, 17 Jahre nach der Tat, kam Bewegung in den Fall: Der neue Besitzer des Hauses in Sontheim, in dem Porpora einst mit seiner Familie lebte, stieß bei Gartenarbeiten unter einer Betonplatte auf einen Schädel. Die Behörden vermuten, dass es sich um den fehlenden Kopf von Mustafa Sahin handeln könnte. Eine abschließende Bestätigung soll eine DNA-Analyse bringen.

Blutserie des Schwiegermonsters

Sahin sollte nicht das letzte Opfer des kaltblütigen Schwiegermonsters bleiben. Porpora verbüßte bereits eine lebenslange Haft in Deutschland wegen der Morde an einem zweiten Schwiegersohn im Jahr 2014 und dem Vermieter einer Garage im Jahr 2018. Der Tathergang ähnelte dem vom Mord an Sahin. Geholfen hatten ihm in beiden Fällen seine Söhne, die ebenfalls neun und 15 Jahre im Gefängnis sitzen. Später gestand Porpora auch den Mord an Sahin als er bereits in Haft saß.

Mit dem mutmaßlichen Fund des Schädels von Sahin könnte dieser brutale Coldcase nun endlich geschlossen werden. Porporas Tochter und Witwe von Sahin konnte ihren früheren Ehemann zwar bereits an Kleidung und Händen des Toten identifizieren, doch die DNA-Analyse könnte das letzte Puzzlestück sein, um den Coldcase zu den Akten zu legen. Es bleibt abzuwarten, was die Ermittlungen ergeben.

Bezirk: Eisacktal

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