Von: luk
Bozen – Eine 40-jährige Frau wirft ihrem Ehemann (40) und ihrem Schwiegervater (70) jahrelange Gewalt und psychische Misshandlung vor. Der Ehemann soll sie regelmäßig vergewaltigt und geschlagen haben. Der Schwiegervater soll sie zusätzlich isoliert und daran gehindert haben, mit der Außenwelt zu kommunizieren. Selbst das Aufladen ihres Handys sei ihr untersagt worden.
Beide Männer, bislang nicht vorbestraft, stehen nun in Bozen wegen familiärer Misshandlung vor Gericht. Dem Ehemann wird zudem sexuelle Gewalt vorgeworfen. Beim gestrigen vierten Verhandlungstag unter Vorsitz von Richter Stefan Tappeiner musste die Aussage einer als Zeugin geladenen Tante der Frau verschoben werden. Es gab Probleme mit der Übersetzung. Der neue Termin ist für Oktober angesetzt.
Die aus Pakistan stammende Frau war 2019 nach Bozen gezogen, wo ihr Mann und Schwiegervater bereits lebten und arbeiteten. Die vermeintlich stabile Familiensituation habe sich schnell ins Gegenteil gedreht. Laut Aussage der Frau lebte sie über vier Jahre lang in kompletter Isolation. Erst im August 2023 konnte sie sich einem Bekannten anvertrauen, woraufhin eine Meldung bei der Staatspolizei erfolgte. Sie wurde daraufhin in einer geschützten Einrichtung untergebracht.
Die Nebenklagevertreterin Monica Morisi betont die Bedeutung der Aussagekraft von Gewaltopfern, deren Glaubwürdigkeit häufig infrage gestellt werde. Viele Anzeichen, wie Panik bei Gesprächen mit Männern, seien typische Spuren traumatischer Erfahrungen. Die Verteidiger der Angeklagten, Nicola Nettis und Silvia Negri, verweisen hingegen auf die Schwierigkeit, konkrete Beweise für die Vorwürfe zu erbringen. In der nächsten Verhandlung sollen weitere Zeugen zur Klärung der Familienverhältnisse aussagen.
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