Kommentar

Sterzing: Die SVP kappt die Nabelschnur zum Bürger

Donnerstag, 28. Juli 2016 | 19:07 Uhr

Bozen – Lange hat die SVP-Politik gehofft, man könne den Protest gegen die Schließung der Geburtenabteilung von Sterzing einfach aussitzen, aber die Demonstrationen und Unterschriftensammlungen gehen auch im Sommer ohne Unterlass weiter.

Am Dienstag zog wieder eine Hundertschaft Frauen durch Bozen, um gegen die Schließung „ihrer“ Abteilung zu protestieren, während die Wipptaler SVP die Nabelschnur zu Bozen kappt. Die Mehrheitspartei kann nur von Glück sagen, dass die Opposition zu schwach ist, um als Auffangbecken aller Unzufriedenen und Enttäuschten zu dienen.
Aber trotzdem beginnt der Konflikt Peripherie versus Zentrum, Täler versus Städte, die Sammelpartei langsam zu zermalmen. Es geht nicht nur um die Schließung dieser oder jener Abteilung. In den Tälern befürchtet man nicht ganz zu Unrecht zugunsten von Bozen „ausgedünnt“ und benachteiligt zu werden.

Die Trentiner hingegen sind vorsichtiger vorgegangen, haben verhandelt und dabei bewiesen, dass sich römische Vorgaben auch interpretieren lassen. Vielleicht hätten sich bei etwas Geschick auch für Sterzing solche Möglichkeiten gefunden und vielleicht wären die Italienerinnen, die so gerne in Sterzing gebären, auch bereit gewesen ihren finanziellen Beitrag zum Erhalt der Wipptaler Geburtenstation zu leisten.

Es bleibt beim vielleicht. Früher besaß Südtiroler Politik mehr Fantasie und Bauernschläue.

Die SVP kappt die Nabelschnur zum Bürger.

Von: ka