Ärzte und Pfleger ab 1. Juli nicht mehr versichert - "fühlen uns im Stich gelassen"

Versicherung der Ärzte: LH Kompatscher verlangt Lösung

Dienstag, 26. Juni 2018 | 13:41 Uhr
Update

Bozen – Ein Rundschreiben des Generaldirektors der Sanität, Thomas Schael, hat die Stimmung bei den Mitarbeitern des Sanitätsbetriebs ins Bodenlose fallen lassen.

Ärzte und Pfleger stehen demnach mit 1. Juli ohne Versicherung gegen grobe Fahrlässigkeit da. Sie müssen sich nun selbst nach einer Versicherung umsehen.

Bisher waren die Ärzte und Pfleger durch die Haftpflichtversicherung des Sanitätsbetriebs der Uniqa abgedeckt. Die Konditionen wurden vom Sanitätsbetrieb ausgehandelt und die Ärzte haben bezahlt.

Die Primarsgewerkschaft ANPO sowie die Gewerkschaft Anaao sind empört. Sie bezeichnen das Vorgehen als „stümperhaft und dilettantisch“. Aus übereinstimmenden Medienberichten geht hervor, dass die Gewerkschaften bei Treffen mit der Betriebsspitze das Thema bereits vor Monaten angesprochen haben. Ihnen sei versichert worden, dass die Verhandlungen laufen.

Wenige Tage vor Ablauf der Versicherung stehen die Pfleger und Ärzte nun vor dem Problem, selbst eine Versicherung gegen grobe Fahrlässigkeit abschließen zu müssen. „Da Urlaubszeit ist, werden dies wohl einige nicht schaffen“, so die Ärztegewerkschaften. Im Schadensfall müssten sie dann mit ihrem persönlichen Hab und Gut haften.

Es besteht damit die Möglichkeit, dass viele Ärzte eine sichere Schiene fahren wollen und beispielsweise komplizierte Operationen verlegen, um ja keine Fehler zu machen. Im Endeffekt würden dadurch Leistungen des Krankenhauses gekürzt.

Die Gewerkschaften arbeiten aber daran, dass dies nicht geschieht. Ein Treffen mit einer Versicherung ist bereits geplant.

LH Kompatscher verlangt Klärung

Indes hat Landeshauptmann Arno Kompatscher den Verantwortlichen des Sanitätsbetriebes nahegelegt, das Problem zu lösen.

Ist das medizinische Personal ab 1. Juli nicht mehr versichert, müsste es bei Fällen grober Fahrlässigkeit mit dem Privatvermögen haften.

Für Kompatscher ist es unverständlich, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Eine Lösung müsste dringend gefunden werden und die Verantwortlichen müssten sich erklären.

Pöder: “Grob fahrlässig”

Als “grob fahrlässig” von Landesregierung und der Führung des Sanitätsbetriebes bezeichnet der Landtagsabgeordnete der BürgerUnion, Andreas Pöder, die heute von der Tageszeitung Dolomiten veröffentlichte Tatsache, dass ein wichtiger Versicherungsschutz für das gesamte Sanitätspersonal, nämlich jener gegen Folgen aus grob fahrlässiger Handlung, in wenigen Tagen verfällt, ohne dass das Personal rechtzeitig vorgewarnt wurde.

“Laut Aussagen der entsprechenden Berufskategorien wurde dem Personal erst kurzfristig mitgeteilt, dass der Sanitätsbetrieb selbst sich nicht mehr weiter um die Versicherungen des Personals kümmert, bzw. entsprechende Bedingungen mit Versicherungen aushandelt. Bezahlen müssten die Angestellten die Versicherungsprämie ja ohnehin selbst. Viele wenn nicht die meisten Angestellten hätten sich darauf verlassen, dass die Sabes-Führung die entsprechenden bürokratischen und organisatorischen Schritte unternimmt. Jetzt stehen sich vor der Situation, dass in wenigen Tagen der Versicherungsschutz verfällt und sie sich eiligst selbst darum kümmern müssen. Bei rechtzeitiger Vorwarnung wäre dies leichter zu bewerkstelligen als jetzt im letzten Moment”, so Pöder.

“Die Führung des Sanitätsbetriebes bekleckert sich wahrlich nicht mit Ruhm, aber offensichtlich hat die Landesregierung hier die Aufsichts- und Weisungsfunktion schon längst an der Garderobe abgegeben.” Pöder hat nun eine Anfrage für die Aktuelle Fragestunde kommende Woche im Südtiroler Landtag eingebracht.

Von: luk

Bezirk: Bozen