„Wenn ihr sie bei euch behält, sind euch die Italiener dankbar“

Südtiroler in Thailand wohl noch länger hinter Gittern

Dienstag, 10. Januar 2017 | 14:06 Uhr

Naturns – Der 18-jährige Ian Gerstgrasser und der 20-jährige Tobias Gamper aus Naturns dürfen aufatmen. Sie werden aus der Haft in Thailand entlassen.

Wie berichtet, drohte ihnen eine zweijährige Haftstrafe, weil sie in Krabi mehrere thailändische Flaggen zu Boden gerissen haben. So eine unüberlegte  Sachbeschädigung ist gerade in Thailand besonders gefährlich, da sich das Land seit dem Tod des Königs in Staatstrauer befindet. Außerdem ist in Thailand ein Gesetz zur Ahndung von Majestätsbeleidigung in Kraft.

Im Rahmen des Prozesses vor einem Militärgericht wurden sie stattdessen zu einer Geldstrafe verurteilt, berichtet die Nachrichtenagentur Ansa. Wie SVP-Senator Karl Zeller, der in Kontakt mit dem Außenministerium steht, erklärte, stehen die beiden jungen Männer noch unter polizeilicher Überwachung. Sie werden nun der Einwanderungspolizei übergeben und bleiben bis zur Ausweisung in Haft, das könnte Medienberichten zufolge noch mindestens zwei Wochen dauern.

Sie sollen in die Hauptstadt Bangkok gebracht und von dort ausgewiesen werden. Anschließend werden ihre Namen auf einer schwarzen Liste eingetragen und sie dürfen Thailand nicht mehr betreten.

Auch in Südtirol mussten die beiden Urlauber Kritik einstecken – unter anderem von italienischen Rechtsparteien. Der Landtagsabgeordnete Alessandro Urzì von Alto Adige nel Cuore bezog sich unter anderem auf die Aussage der beiden, dass die Fahne in ihrer Heimat nicht so wichtig sei, und beschwerte sich über „Jahrzehnte lange tolerierte Beleidigungen der Trikolore“ in Südtirol.

“Wenn ihr sie eine Zeit lang bei euch behaltet, sind euch auch die Italiener ohne Zweifel dankbar”

Forza Italia-„Jungstar“ und Berlusconi-Bewunderer Alessandro Bertoldi erklärte hingegen, dass er einen Brief an die thailändische Botschaft in Italien geschickt habe. Auch er nahm Bezug auf jene, die in Südtirol die Trikolore nicht respektieren würden. „Wenn ihr sie eine Zeit lang bei euch behaltet, sind euch auch die Italiener ohne Zweifel dankbar“, soll Bertoldi geschrieben haben.

Kompatscher: “Vorfall soll eine Lehre sein”

Landeshauptmann Arno Kompatscher zeigte sich erleichtert, dass die Sache doch noch glimpflich ausgegangen ist. Er hoffe, dass der Vorfall den beiden eine Lehre sei, sich nicht nur im Ausland zu benehmen, sondern auch zu Hause, erklärte der Landeshauptmann. Kompatscher erinnerte daran, dass auch er sich in engem Kontakt mit dem Außenministerium befunden habe. Bereits gestern sei durchgesickert, dass die Möglichkeit eines glücklichen Ausgangs bestehe. Was geschehen ist, sei auch ein Beispiel für die Schäden, die übermäßiger Alkoholkonsum verursachen kann.

Die Polemiken in Zusammenhang aufgrund der Aussage der beiden, in Italien spiele die Fahne keine so wichtige Rolle, relativierte der Landeshauptmann. Die Äußerung stamme von zwei jungen Menschen. Ich glaube nicht, dass man ihr eine politische Bedeutung beimessen könne, erklärte Kompatscher.

BISHER: Eltern erschüttert

Es sollte ein Kurztrip nach Thailand werden, doch nun könnten der 18-jährige Ian Gerstgrasser und der 20-jährige Tobias Gamper erst nach zwei Jahren wieder zurück nach Südtirol kommen. Der Grund: Den beiden droht eine Haftstrafe, weil sie im Urlaub mehrere thailändische Flaggen zu Boden gerissen haben (Südtirol News hat berichtet). Für die Eltern der beiden ist dies keine leichte Zeit.

Der Vorfall hat sich in Krabi ereignet. Die Schmähung der Fahne gilt im asiatischen Land nicht nur als Gesetzesverstoß, sondern als Zeichen grober Respektlosigkeit.

Im Haus der Eltern von Ian Gerstgrasser liefen am Montag laut einem Bericht des Tagblatts Dolomiten die Telefone heiß. „Wir haben heute andere Sorgen“, kommentierte Mutter Maria die Angelegenheit. Die italienische Botschaft in Thailand kümmere sich um den Fall ihres Sohnes. Diese habe sie selbst telefonisch darüber informiert.

„Wir sind alle erschüttert“, erklärte die Frau, die in einer Gärtnerei in Goldrain arbeitet, Medienberichten zufolge. Mit dem Außenministerium sei man in ständigem Kontakt, um herauszufinden, wie man ihrem Sohn helfen könne.

Italienische Diplomaten haben den beiden geraten, sich öffentlich zu entschuldigen. Ihre Geste hatte im ganzen Land eine Welle der Entrüstung ausgelöst. Für die italienischen Behörden ist zudem die Sicherheit anderer Touristen aus Italien wichtig. Nicht umsonst wurde von offizieller Seite im Oktober 2016 eine Warnung veröffentlicht, nationalen Symbolen mit Vorsicht zu begegnen.

Von: mk

Bezirk: Burggrafenamt