Assistenzsystem erneut unter Beschuss – VIDEO

Tesla-Autopilot: Tödlicher Unfall wirft viele Fragen auf

Mittwoch, 23. Mai 2018 | 07:03 Uhr

Castro Valley – Für den innovativen US-amerikanischen Autohersteller Tesla reißen die Hiobsbotschaften nicht ab. Nach Nachrichten von mehreren tödlichen Unfällen und Produktionsschwierigkeiten erregt die Notiz vom Tod eines Tesla-Fahrers die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Dabei wirft der Tesla-Autopilot erneut viele Fragen auf.

Es war am Sonntagabend gegen 19.50 Uhr Lokalzeit auf einer Landstraße in der Nähe der kleinen südkalifornischen Ortschaft Castro Valley, als ein Lenker eines Tesla Model S, der 34-jährige Keith Leung, die Herrschaft über seinen Wagen verlor. Der Tesla kam von der Fahrbahn ab, durchbrach einen Zaun und landete in einem Teich.

Für den Fahrer des Wagens kam jede Hilfe zu spät. Wie Daniel Jacowitz, leitender Beamter der lokalen Polizeieinheit, gegenüber US-Medien berichtete, hatte der 34-Jährige keine Chance, den Unfall zu überleben. Das Fahrzeug versank im Teich und wurde beim schweren Unfall vollkommen zerstört. Die Polizei leitete umgehend eine Untersuchung ein, um festzustellen, ob Keith Leung seinen Tesla im Autopilot-Modus – dem halbautomatischen Fahrassistenzsystem von Tesla – benutzt hatte oder nicht. In einem Interview versicherte der Vater des Opfers gegenüber NBC, dass sein Sohn den Autopiloten nur auf der Autobahn eingeschaltet hatte, am Lenkrad immer sehr aufmerksam gewesen war und das Assistenzsystem auf Landstraßen immer abgeschaltet hatte. Als die Rettungskräfte das Wrack aus dem Teich fischten, fanden sie den Leichnam von Keith Leung angegurtet hinter dem Lenkrad des Tesla vor. In der Zwischenzeit klärten die Beamten alle anderen möglichen Unfallursachen wie überhöhte Geschwindigkeit und eventueller Missbrauch von Alkohol und Drogen ab.

In einer Stellungnahme berichtete Tesla am Montag, dass das Unternehmen daran arbeite, alle Fakten zum Unfall zu sammeln, und den ermittelnden Behörden jegliche Zusammenarbeit anbiete. Bisher, so der Hersteller, habe Tesla vom Unfallwagen keine Daten erhalten und wisse über das, was passiert war, nicht Bescheid.

Die Stellungnahme ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass nach mehreren Unfällen das Tesla-Autopilot-System im Blickpunkt der US-Öffentlichkeit steht. Dazu muss aber auch gesagt werden, dass Tesla selbst zwar von einem fortschrittlichen Fahrassistenzsystem spricht, das aber den Fahrer nicht von seiner Verantwortung für das Fahrzeug enthebt. Das System, so Tesla, ermöglicht daher kein autonomes Fahren, sondern verlangt vom Fahrer, dass er jederzeit eingreifen könne. Nichtsdestotrotz kursieren im Netz Videos, die missbräuchliche Nutzung des Fahrassistenzsystems wie anscheinend hinter dem Lenkrad schlafende Fahrer oder gar „Lenker“ bei der Fahrt auf der Autobahn auf dem Beifahrersitz zeigen.

Statistisch spielen diese Unfälle keine Rolle, aber wie viele innovative Systeme öffnen sie dem Missbrauch Tür und Tor. Im Hintergrund spielt die menschliche Urangst eine Rolle, Entscheidungen einer Maschine und der Elektronik zu überlassen.

Was meinen unsere Leserinnen und Leser? Würden sie „dem Auto das Lenkrad überlassen“?

Von: ka