Von: luk
Meran/Bozen – Seit Donnerstag ist klar: Sigrid Gröber (39) starb in der Nacht auf Sonntag an den Folgen von Gewalteinwirkung und nicht an einem Sturz von der Treppe. Das hat die durchgeführte Autopsie bekanntermaßen ergeben.
Als Hauptverdächtiger gilt ihr Gefährte Alexander Gruber (55). Der Mann war als Hausmeister in der Hotelfachschule Kaiserhof in Meran tätig. Rund um seiner Dienstwohnung haben sich die dramatischen Ereignisse abgespielt.
Gruber wird vorgeworfen, die 39-Jährige in der Nacht auf Sonntag brutal verprügelt und dann in der Kälte liegen gelassen zu haben. Die schweren Verletzungen und die Unterkühlung führten schließlich zu einer Atemkrise bei Gröber. Sie verstarb unter den Händen der Ärzte, die im Krankenhaus verzweifelt versuchten, ihr Leben zu retten.
Mittlerweile sickern immer weitere Details aus jener Nacht und nicht nur durch:
- So hat Sigrid Gröber ihren Partner Alexander Gruber schon vor Jahren wegen gewalttätigen Übergriffen angezeigt. In einem Fall soll der heute 55-Jährige seiner Freundin eine so heftige Ohrfeige verpasst haben, dass sie dadurch dauerhafte Schäden an einigen Zähnen erlitten hatte.
- Alexander Gruber hatte in den frühen Morgenstunden des Sonntags einen Blutalkoholwert von null Promille. Er hatte bisher behauptet, dass seine Partnerin über die Treppe zur Wohnung hinuntergestürzt sei und sich dabei die Verletzungen zugezogen habe. Er selbst sei auf sie drauf gefallen. Bei Gröber wurden bekanntlich über drei Promille Alkohol im Blut festgestellt. Laut der Zeitung Alto Adige schrumpft damit die Glaubwürdigkeit des Verdächtigen zusammen. Er hatte nämlich angegeben, sich nicht mehr an alles erinnern zu können. Ein mentaler Blackout infolge übermäßigen Alkoholkonsums scheint jedenfalls nicht infrage zu kommen.
Gruber bleibt jedenfalls bei seiner Version des Treppensturzes. Diese hat er gestern bei seinem ersten Gespräch mit seinem Verteidiger Enrico Lofoco erneut wiederholt. Trotz des Autopsie-Ergebnisses behauptet er, seine Partnerin sei alleine über die Treppe gestürzt. Er sei im betrunkenen Zustand auf sie gefallen.
Seine verletzte Partnerin ließ der 55-Jährige dann laut derzeitigem Ermittlungsstand im Freien zurück. Seinen Angaben zufolge holte er Hilfe. Doch vom Zeitpunkt des tragischen Vorfalls bis zum Hilferuf sollen bis zu sieben Stunden vergangen sein. Weil der gesundheitliche Zustand von Sigrid Gröber bereits vorher angeschlagen war – sie litt an einer Blutarmut – könnte das die Staatsanwaltschaft als erschwerenden Umstand ansehen.
Gruber wird am Montag um 10.00 Uhr erstmals im Bozner Gefängnis offiziell einvernommen werden. Ob der Tatverdächtige vor Ermittlungsrichter Ivan Perathoner die Aussage verweigern wird, ist unklar.
Indes hat die Staatsanwaltschaft den Leichnam von Sigrid Gröber freigegeben. Die 39-Jährige wird am Montag um 14.30 Uhr in ihrem Heimatort Mühlwald zu Grabe getragen.
Eine Schweigeminute für Sigrid
Zum Gedenken an den tragischen Tod von Sigrid Gröber und um die Notwendigkeit einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema der männlichen Gewalt gegen Frauen zu bekräftigen, wird die Meraner Stadtverwaltung am Montag, den 27. Februar um 12.00 Uhr eine Schweigeminute einlegen.
Die Initiative, die von Bürgermeister Dario Dal Medico in Absprache mit der Vizepräsidentin des Beirats für Chancengleichheit der Stadtgemeinde Meran, Sabine Kiem, vorgeschlagen wurde, findet am Montag, den 27. Februar um 12.00 Uhr statt.
“Der Tod von Sigrid hat die ganze Stadt zutiefst bestürzt. Wir trauern gemeinsam und mit großem Schmerz um diese junge Frau. Wir müssen über das Geschehene nachdenken und uns mit Respekt vor dem Andenken des Opfers die Frage nach der Verantwortung eines jeden Einzelnen stellen. Deshalb wird die Stadtverwaltung am Montag, den 27. Februar, um 12.00 Uhr stillstehen und Sigrid gedenken. Wir laden alle Meranerinnen und Meraner ein, sich zu erheben und mit uns eine Schweigeminute einzulegen, sei es in der Schule, am Arbeitsplatz oder zu Hause”, so Bürgermeister Dario Dal Medico.