Tiertransporte verlaufen über dem Brenner - VIDEO

Totes Milchkalb in Spanien – Kälber auf Transporten misshandelt

Donnerstag, 24. November 2022 | 08:28 Uhr

Brenner – Es passiert noch immer: Jede Woche werden Milchkälber in ganz Österreich gesammelt und zur Mast nach Spanien exportiert. Drei Tage sind die Kälber von Bergheim bei Salzburg bis Vic in Spanien insgesamt unterwegs. Die drei bis acht Wochen alten Tiere müssen während der kompletten Transportzeit Hunger und Durst leiden, denn sie sind noch abhängig von der Muttermilch und eine Versorgung mit Milch auf den Lkw ist technisch nicht möglich.

Dass regelmäßig Kälber auf diesen Transporten oder kurz danach an den Strapazen sterben, ist längst kein Geheimnis mehr. Auch dieses Jahr hat ein Team des Vereins gegen Tiertransporte (VGT) die Transporte nach Spanien gleich mehrfach live mit verfolgt und Gesetzesverstöße dokumentiert. Und auch dieses Jahr lag ein totes Kalb vor der Sammelstelle in einer Kadavertonne.

Tiertransport-Campaignerin des VGT, Ann-Kathrin Freude erklärt: „Jedes Jahr hoffen wir darauf, kein totes Kalb vorzufinden, das diesen tagelangen Transport nicht überlebt hat. Der Moment, ein kleines, zartes Geschöpf auf diesem blanken Beton liegen zu sehen, ist unvorstellbar traurig. Wie oft müssen wir die Missstände der Kälbertransporte noch aufzeigen, bis sie endlich aufhören? Es ist nicht möglich, Tierkinder so weit zu transportieren, das muss man doch langsam einsehen! Immer wieder werden neue Gesetze geschaffen, die diese Transporte weiter ermöglichen sollen, statt endlich solche zu formulieren, die sie ein für alle Mal unterbinden!“

vgt.at

Kälbern ins Gesicht getreten!

Zusätzlich zum zehrenden, tagelangen Transport würden laut Angaben des Vereins die kleinen Kälber bei der Verladung sehr grob behandelt. Das Team des VGT beobachtete, wie Kälber mit Stöcken geschlagen wurden, mehrfach davon ins Gesicht. Einige Kälber wurden sogar mit dem Knie oder Fuß ins Gesicht getreten und vom Transporter gestoßen. Der VGT wird dazu umfangreiche Anzeigen gegen die beteiligten Transportfirmen einbringen.

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Ann-Kathrin Freude meint dazu: „Es ist unfassbar, wie Tierkinder auf diesen Transporten behandelt werden! Wer Kälbern ins Gesicht schlägt oder tritt, sollte nie wieder mit Tieren zu tun haben dürfen!“

Erst diesen Sommer hat die österreichische Regierung ein neues Tiertransport-Gesetz beschlossen, das genau diese – von Österreich weiteste – Route für die kleinen Kälber nochmals rechtlich festschreibt. Und das, obwohl der VGT seit Jahren das Leiden der Kälber und die systematischen Gesetzesübertretungen auf eben dieser Route ans Licht bringt.

„Das neue Gesetz bringt den Kälbern nicht nur gar nichts – es wird obendrein von den Transporteuren wieder nicht eingehalten: Laut Gesetz muss in Bozen, in Italien, eine Pause von 24 Stunden eingehalten werden, bei der die Kälber abgeladen werden und ruhen dürfen. In allen durch den VGT dokumentierten Fällen wurde diese Pause auf ca. 16 Stunden abgekürzt. Auch die nach Abschluss des Transportes notwendigen 48 Stunden Aufenthalt am Bestimmungsort in Vic werden sogar gänzlich ignoriert – die Tiere fahren bereits nach wenigen Stunden weiter zu Masthallen in der Region“, so der VGT.

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Außerdem sei den Verantwortlichen bekannt, dass die Tiere nach der Mast in Drittländer wie den Libanon gelangen können. Dass dies nicht selten ist, würden die zufälligen Entdeckungen von österreichischen Jungstieren bei ihrer Tötung bei vollem Bewusstsein im Libanon zeigen – und die Tatsache, dass der spanische Händler, zu dem die Kälber transportiert werden, auf seiner Webseite angibt, in den Nahen Osten zu exportieren.

„Diese Kälber sind das Nebenprodukt der österreichischen Milch-Überproduktion. Denn eine Kuh muss, um für den landwirtschaftlichen Betrieb wirtschaftlich zu sein, jedes Jahr ein Kalb zur Welt bringen. Die überzähligen männlichen Kälber werden in Länder wie Spanien oder Italien transportiert, wo die Mast am billigsten ist – Zehntausende davon jedes Jahr aus Österreich“, so der VGT.

Um die Kälbertransporte zu beenden, sei es dringend notwendig, das System der Milchwirtschaft umfassend zu verändern. Österreich sollte von der exorbitanten Milch-Überproduktion wegkommen und das Wohl der Tiere in den Vordergrund stellenverlangt der VGT.

VGT-Campaignerin Isabell Eckl: „Wir fordern die ÖVP und Minister Totschnig auf, ihre Blockadehaltung zum Stopp von Kälbertransporten aufzugeben und eine Systemänderung, die auch aus Sicht des Klimas dringend nötig ist, einzuleiten. Die Tiere auf diesen Transporten dürfen nicht weiter leiden!“

DerVGT fordert zukünftig den konsequenten Vollzug der EU-Verordnung zu Tiertransporten. Außerdem dürfe es keinen Transport von Tieren geben, die noch nicht von der Muttermilch entwöhnt sind. Die maximale Transportdauer sollte acht Stunden für alle Tierarten dauern. Außerdem wird ein Transportverbot in Drittstaaten und eine Förderung von Alternativen für den Export von Kälbern aus der Milchproduktion verlangt.

Von: mk

Bezirk: Wipptal