Skurriler Zwischenfall am Bozner Landesgericht

Unfassbar: Reichsbürger wollen Carabiniere „verhaften“

Mittwoch, 06. November 2019 | 11:37 Uhr

Bozen – Was sich vier sogenannte Reichsbürger – drei aus Deutschland und einer aus Irland – am Bozner Landesgericht herausgenommen haben, klingt unglaublich. Am Dienstagvormittag tauchten sie mit einem gefälschten internationalen Haftbefehl für den diensthabenden Carabiniere auf. Der Mann ist seit Jahren für die Sicherheit am Gericht zuständig, schreibt die Tageszeitung Alto Adige.

Bei dem gefälschten Haftbefehl handelte es sich um ein Schriftstück in englischer Sprache, das mit mehreren Stempeln und Unterschriften versehen war. Von mehreren Straftaten war die Rede, die in Wahrheit jedoch nie verübt worden waren.

Da die Situation für beträchtliche Verwirrung sorgte, fühlte sich der Gerichtsschreiber veranlasst, Staatsanwalt Axel Bisignano zu informieren.

Als dieser nachbohrte und die Herren nach deren Beruf fragte, kam schließlich Licht ins Dunkel. Niemand hatte nämlich verstanden, welcher internationalen Behörde die vier Männer angehören sollten. Schließlich antworteten sie, sie seien „Richter“ eines angeblichen internationalen sovranistischen Gerichts. Der Schwindel flog auf.

Die vier wurden identifiziert und vor die Tür begleitet. Ihnen droht eine Verwaltungsstrafe wegen widerrechtlicher Anmaßung von Titeln, die von 154 Euro bis zu 929 Euro reichen kann.

Der Carabiniere musste im Verlauf der letzten Monate im und vor dem Gerichtssaal sowohl im Rahmen von Straf- als auch von Zivilprozessen einschreiten, bei denen sogenannte Sovranisten beteiligt waren, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Vermutlich ist es deshalb zu der skurrilen Intervention gekommen.

Reichsbürger oder „Sovranisten“ gibt es in verschiedenen europäischen Ländern: Sie erkennen die Autorität des Staates nicht an und weigern sich unter anderem, Steuern und Bußgeld zu zahlen oder Gerichtsbeschlüssen Folge zu leisten.

 

Von: mk

Bezirk: Bozen