Ungewohnter Blick auf den Horizont

Waldbrände von Kanada wirken sich auch auf Südtirol aus

Dienstag, 10. Juni 2025 | 08:27 Uhr

Von: mk

Bozen – Unfassbar: Die Waldbrände in Kanada, vor denen mehr als 30.000 Menschen fliehen, haben auch Auswirkungen auf Südtirol. Über 220 aktive Brände wurden zuletzt gemeldet, rund die Hälfte davon war außer Kontrolle. In den Provinzen Manitoba und Saskatchewan wurde der Notstand ausgerufen. Auch in Ontario und British Columbia forderten die Behörden am Montag (Ortszeit) die Bewohner von Waldbrandgebieten auf, sich vor den Flammen in Sicherheit zu bringen.

Zwar liegt Südtirol rund 7.800 Kilometer Luftlinie vom Fammeninferno entfernt, die Feuer hinterlassen dennoch auch bei uns Spuren: Am Sonntag herrschte großteils wolkenloser Himmel über Südtirol, trotzdem war die Fernsicht getrübt. Ein Schleier aus feinen Partikeln zog sich über Horizont, der die Berge dahinter verblassen ließ.

Wie Landesmeteorologe Dieter Peterlin auf X mitteilte, handelte es sich um Staub, den von den großen Waldbränden in Kanada stammt. Auch der Nordföhn konnte nichts daran ändern.

Der Rauch ist tausende Kilometer weit gezogen und hat bereits zu einer erheblichen Verschlechterung der Luftqualität in weiten Teilen Nordamerikas geführt, Millionen Menschen sind betroffen. Selbst in Europa sind Auswirkungen der Rauchschwaden zu sehen, ganze Regionen sind dunstig verhangen oder es gibt besonders spektakuläre Sonnenuntergänge.

Auch USA betroffen

Der Rauch der Brände hat nach Angaben der US-Wetterbehörden unterdessen außerdem mindestens ein Drittel der Vereinigten Staaten erreicht.

Besonders betroffen sind der Nordosten der USA sowie der Mittlere Westen. Am schlechtesten war die Luft am Donnerstag in der Millionenmetropole Chicago. In den US-Staaten New York, New Jersey, Connecticut, Minnesota, Wisconsin und weiteren wurden Luftqualitätswarnungen ausgerufen, die Sicht unter anderem auf die New Yorker Skyline war getrübt.

Auch in Städten wie Boston und sogar im nördlichen Florida führte der Rauch für empfindliche Gruppen wie ältere Menschen sowie Asthmatikerinnen und Asthmatiker zu spürbaren Einschränkungen im Alltag.

Angst in Kanada

In Kanada haben viele Menschen Angst. “Wir haben es mit einem Monster zu tun. Die letzten Stunden waren chaotisch”, erklärte am Mittwoch die Feuerwehr von La Ronge. In der Umgebung der Stadt loderten mehrere Brände.

Die Waldbrände haben insgesamt schon mehr als 3,2 Millionen Hektar Land vernichtet, vor allem im Zentrum des Landes, wo starke Trockenheit herrscht. Am Sonntag richtete die kanadische Armee eine Luftbrücke ein, um Indigene aus dem Reservat Sandy Lake im Norden Ontarios in Sicherheit zu bringen. Bis Montagmittag hätten die Flugzeuge ein Drittel der 3.000 Einwohner ausgeflogen, sagte die Reservatsvorsteherin Delores Kakegamic. Die Evakuierungsaktion komme aber nur langsam voran, weil Starts und Landungen in dem Waldgebiet schwierig seien.

Die meisten Brände sind auf Unachtsamkeit zurückzuführen, etwa durch schlecht gelöschte Lagerfeuer. Das sich verändernde Klima, das in Kanada zunehmend zu Hitze und Trockenheit führt, macht verheerende Waldbrände Experten zufolge jedoch wahrscheinlicher.

Im Jahr 2023 hatte Kanada seine bisher schlimmste Waldbrandsaison. Mehr als 15 Millionen Hektar Land verbrannten, acht Feuerwehrleute kamen ums Leben, 230.000 Menschen mussten evakuiert werden.

Bezirk: Bozen

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