Von: luk
Bozen – Wer in Südtirols Bergen unterwegs ist, sollte nicht nur auf die eigene Kondition und das Wetter achten, sondern auch auf das, was da am Wegesrand wächst und kriecht. Der Alpenverein Südtirol (AVS) warnt vor giftigen Pflanzen und Tieren, die im Sommer vermehrt zur Gefahr für Wanderer – besonders für Kinder und Hunde – werden können.
„Achtsamkeit ist das A und O am Berg“, betont Klaus Bliem, Leiter des AVS-Referats für Natur und Umwelt. Neben Trittsicherheit und Orientierung sei auch ein Grundwissen über giftige Arten wichtig, um sicher und gesund von der Wanderung zurückzukehren.
Gefährliche Pflanzen: Heilwirkung und Giftpotenzial
Viele gefährliche Pflanzen sind paradoxerweise aus der Heilkunde bekannt – ihre Wirkung hängt oft von der Dosis ab. Besonders tückisch: die Tollkirsche. Ihre dunklen Beeren sehen appetitlich aus, sind aber hochgiftig. Bereits drei bis vier Beeren können für Kinder tödlich sein.
Noch gefährlicher ist der Blaue Eisenhut. Es ist die wohl giftigste Pflanze Europas. Schon kleinste Mengen des enthaltenen Aconitins können tödlich wirken. Besonders riskant: Das Gift kann auch über kleine Hautverletzungen aufgenommen werden.
Auch Fingerhut, Eibe, Stinkwacholder und Weißer Germer zählen zu den tödlich giftigen Pflanzen Südtirols.
Später im Jahr wächst auch die Herbstzeitlose, leicht zu verwechseln mit dem harmlosen Krokus. Sie ist in allen Teilen hochgiftig, auch für Hunde.
Die einfache Regel lautet: Unbekannte Pflanzen oder Beeren nie anfassen oder in den Mund stecken. Oft reicht bereits der Kontakt über Schleimhäute oder kleine Wunden aus, um eine Vergiftung auszulösen.
Schlangenbisse: Selten, aber schmerzhaft
Auch wenn sie selten gefährlich werden, leben in Südtirol drei Arten von Giftschlangen: Aspisviper, Hornotter und Kreuzotter. Begegnungen mit ihnen enden in den allermeisten Fällen harmlos. Durchschnittlich 20 gemeldete Bisse pro Jahr zählt Südtirol. Diese erfolgen meist aus reiner Verteidigung, wie Ivan Plasinger vom Verein Herpeton erklärt: „Schlangen greifen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen.“
Ein echter Giftbiss ist laut Plasinger klar zu erkennen: „Er brennt höllisch.“ Trotzdem gilt: Ruhig bleiben, Bissstelle desinfizieren, verbinden und medizinische Hilfe aufsuchen. Abzubinden sei in unseren Breitengraden nicht notwendig. Denn viel gefährlicher als das Gift sei oft die Panik, die ein Schlangenbiss auslösen kann.
Grundregeln für sicheres Wandern
Der AVS rät grundsätzlich, auf den Wegen zu bleiben und Tiere nicht zu berühren oder zu füttern. Weidetiere mögen harmlos wirken, können in Panik jedoch unberechenbar reagieren. Auch Insektenstiche sind nicht zu unterschätzen – besonders für Allergiker. Hektik oder wildes Herumfuchteln erhöht das Risiko gestochen zu werden.
Im Notfall sollte sofort die einheitliche Notrufnummer 112 gewählt werden. Eine möglichst genaue Beschreibung – oder ein Foto – des Tieres oder der Pflanze kann den behandelnden Ärzten helfen, schnell die richtige Behandlung einzuleiten. Vergiftungen zeigen sich durch unterschiedlichste Symptome bis hin zu Lähmungen und Herz-Kreislaufstillstand.
Der Alpenverein appelliert an alle Bergbegeisterten, mit Respekt und Vorsicht unterwegs zu sein: Für die eigene Sicherheit und zum Schutz der sensiblen Bergwelt.
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