UNHCR veröffentlicht Flüchtlingsbericht

Weltweit 122 Millionen Vertriebene

Donnerstag, 12. Juni 2025 | 10:22 Uhr

Von: apa

Die Zahl der gewaltsam vertriebenen Menschen ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Ende April waren weltweit mehr als 122 Millionen Menschen vor Krieg und Verfolgung geflohen, gut zwei Millionen mehr als im Jahr davor. Das geht aus dem am Donnerstag vom UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) veröffentlichten “Global Trends”-Bericht hervor. Die meisten Menschen flohen im Sudan, Myanmar und der Ukraine. Gleichzeitig befindet sich das UNHCR in einer Finanzierungskrise.

Der Bericht enthält nicht nur die Zahl der Flüchtlinge, also der Menschen, die bei ihrer Flucht eine internationale Grenze überschritten haben. Deren Zahl blieb weitgehend stabil bei 42,7 Millionen und beinhaltet 31 Millionen Flüchtlinge unter UNHCR-Mandat, 5,9 Millionen Palästinenser unter UNRWA-Mandat und 5,9 Millionen Venezolaner, die in eine gesonderte Kategorie fallen. Die Zahl der Menschen, die innerhalb ihres Landes fliehen mussten, wuchs deutlich um 6,3 Millionen auf 73,5 Millionen Binnenvertriebene (Internally Displaced People/IDPs). Hinzu kommen 8,4 Millionen Asylsuchende, auch das ein deutlicher Anstieg um mehr als 1,5 Millionen.

In Österreich sind die Asylzahlen im gleichen Zeitraum deutlich zurückgegangen. Insgesamt wurden 22.254 neue Asylanträge verzeichnet, im Vergleich dazu waren es im Jahr 2023 56.158 Anträge.

Größte Vertreibungskrise im Sudan

Der Krieg im Sudan hat laut UNHCR die größte Vertreibungskrise der Welt verursacht, von der 14,3 Millionen Menschen betroffen sind, der Sudan löst damit Syrien (13,5 Millionen) ab. Es folgen Afghanistan mit 10,3 Millionen und die Ukraine mit 8,8 Millionen Vertriebenen.

60 Prozent der Menschen, die gewaltsam vertrieben wurden, verlassen das eigene Land nicht, sondern fliehen innerhalb ihres Heimatlandes. Nach Europa kommt nur ein Bruchteil der Vertriebenen. Im Falle des Sudans zum Beispiel ist die Zahl der Binnenvertriebenen fast doppelt so hoch wie die derer, die in ein anderes Land flohen. Mehr als zwei Drittel der Flüchtlinge weltweit leben nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks im direkten Nachbarland. Davon fanden 73 Prozent Schutz in Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen. Fast jede und jeder Vierte, 23 Prozent, lebt sogar in Staaten, die zu den ärmsten Ländern der Welt gehören.

Grandi: Anstrengungen verdoppeln

“Wir leben in einer Zeit starker Unbeständigkeit in den internationalen Beziehungen. Die moderne Kriegführung hat eine fragile und erschütternde Situation geschaffen, die von großem menschlichem Leid geprägt ist”, sagte UNO-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. “Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, um Frieden zu schaffen und dauerhafte Lösungen zu finden. Für Flüchtlinge und für andere Menschen, die gezwungen sind, aus ihrer Heimat zu fliehen.”

Während sich die Zahl der vertriebenen Menschen in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt hat, liegen die dem UNHCR zur Verfügung stehenden Mittel heute in etwa auf dem gleichen Stand wie 2015 – vor allem wegen massiver und anhaltender Kürzungen der humanitären Hilfe. Diese Situation sei “unhaltbar und gefährdet Flüchtlinge und andere Menschen, die vor Gefahren fliehen”, heißt es in einer Aussendung des UNHCR anlässlich des jährlichen Berichts.

Lichtblicke trotz “verheerender Kürzungen”

“Trotz der verheerenden Kürzungen haben wir in den letzten sechs Monaten einige Lichtblicke gesehen”, sagte Grandi. “Fast zwei Millionen Syrerinnen und Syrer konnten nach mehr als einem Jahrzehnt der Entwurzelung in ihre Heimatorte zurückkehren. Aber das Land ist nach wie vor labil und die Menschen brauchen unsere Hilfe, um ihr Leben wieder aufbauen zu können.” Insgesamt kehrten im vergangenen Jahr 9,8 Millionen gewaltsam vertriebene Menschen in ihre Heimat zurück, darunter 1,6 Millionen Flüchtlinge – so viele wie schon seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht. 8,2 Millionen Binnenvertriebene konnten zurück in ihre Heimatregion, das ist die zweithöchste je registrierte Zahl. Viele dieser Menschen mussten aber unter “äußerst prekären Umständen” heimkehren, betonte das UNHCR.

Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat rief einmal mehr dazu auf, die Finanzierung der weltweiten Hilfe für Flüchtlinge sicherzustellen. Die Programme von UNHCR würden jeden Tag Leben retten, die Verbesserung der Infrastruktur und der sozialen Systeme in den großen Aufnahmeländern des sogenannten globalen Südens seien auch eine Investition in die regionale und die globale Sicherheit.

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