Populistischer Wettlauf im Wahljahr – Kommentar

Wer ist der bessere Wolfskiller?

Donnerstag, 31. August 2017 | 10:13 Uhr

Bozen – Bis vor wenigen Wochen glaubte man in der Brennerstraße und im Palais Widmann noch, dass man den immer größer werdenden Appetit der Wölfe und Bären einfach aussitzen und die erzürnten Bauern weiterhin mit Entschädigungszahlungen ruhigstellen könne. Aber seit die „abnormalen“ Fressgewohnheiten der großen Räuber, die die Bauern bei uns seit 150 Jahren nicht mehr gewohnt sind, die Almwirtschaft massiv beeinflussen und die Bauern zum vorgezogenen Almabtrieb zwingen, ist Feuer am Dach. Die zornigen Bauern, die zu Recht um ihr Ein- und Auskommen fürchten, stürmen die Landesämter mit Fragen und Forderungen. Längst hat die Opposition nach dem Flüchtlingsthema auch die „pamperlfressenden“ Wölfe für sich entdeckt, stellt sich geschickt vor die Bauern und fordert eine „Entfernung“ der großen Raubtiere. Seitdem ist bei der SVP ein Jahr vor der Wahl Feuer am Dach, gelten doch die Bauern als besonders treue Edelweißwähler.

Aber so einfach ist es nicht, die unter Schutz stehenden großen Fleischfresser loszuwerden. Ein Wiederansiedlungsprogramm wie im Fall der Trentiner Bären ließe sich ja noch beenden, aber die Wölfe, die eher das größere Problem darstellen, sickern, nachdem sie vom Apennin ausgehend den ganzen Alpenbogen durchwandert hatten, seit Jahren in Südtirol ein.

Was also tun, wenn in Südtirol weiterhin erfolgreich Alm- und Schafwirtschaft betrieben werden soll? Bis es wie im Fall der „Murmelen“ zu einer von der SVP gefeierten „autonomen Abschusserlaubnis“ kommt, wird noch viel Wasser die Etsch herunterrinnen.

Eine uralte Methode, die an anderen Orten bereits erfolgreich angewendet wird, ist die Herde durch Hirtenhunde zu schützen. Inzwischen würde die Politik Zeit gewinnen, gegebenenfalls eine Reduzierung des Bestandes durch Abschüsse zu erwirken.

Was wir aber nicht brauchen können, ist ein populistischen Wettlauf im Wahljahr wer der bessere „Wolfskiller“ ist. Ein schnelles Entfernen durch Abschüsse gibt es nicht. Uralte Methoden bieten sich an, weil es Almwirtschaft im Landl schon gab, lange bevor der letzte Wolf und Bär ausgerottet wurden.

Von: ka

Bezirk: Bozen