Von: ka
Bozen – Wenn sich über 4.000 Leserinnen und Leser an einer SüdtirolNews-Umfrage beteiligen, sorgt das in der Redaktionsstube natürlich für Aufhorchen. Und wenn mit 58 Prozent Gegnern und 42 Prozent Befürwortern das Ergebnis nicht ganz so eindeutig wie bei anderen Umfragen ausfällt, beginnt sich manch Journalist zu fragen, was das wohl heißen könnte.
Fraglos hat der PD-Senator Francesco Palermo mit seinem Vorstoß, eine mehrsprachige Schule als Zusatzangebot und Ergänzung für das heutige dreigliedrige, muttersprachliche Modell einzuführen, den Nerv der Südtiroler getroffen. Für seinen Gesetzentwurf erntete Palermo, außer von den ihm nahe stehenden Grünen und PD-Freunden, sehr viel Kritik. Die SVP zeigte ihm die kalte Schulter, während die deutschsprachige Opposition mit der geplanten „gemischten Schule“ sehr hart ins Gericht ging. Allerorts wurde vor der Aufweichung des Artikels 19 des Autonomiestatuts und vor dem Abgehen vom muttersprachlichen Prinzip gewarnt.
Es war daher wenig überraschend, dass sich auch auf SüdtirolNews eine Mehrheit der Leser gegen Palermos Vorschlag aussprach. Aber die 42 Prozent Befürworter zeigen, dass das Meinungsbild der Südtiroler weit diffuser ist, als es in der Medien- und Parteienlandschaft erscheint.
Könnten in der Summe die 58 versus 42 Prozent vielleicht bedeuten, dass die Südtiroler Eltern keine Abkehr vom Artikel 19 wollen und einen gut abgesicherten muttersprachlichen Unterricht wünschen, sich aber einer Verbesserung des Italienischunterrichts und einem eventuellen (Nachmittags-)Angebot nicht komplett verschließen wollen? Der knappe Ausgang bei Tausenden von Abstimmenden könnte auch heißen, dass die Eltern der Südtiroler Kinder mit dem heutigen Deutsch- und Italienischunterricht nicht ganz zufrieden sind und sehr wohl Handlungsbedarf sehen.
Am ehesten trifft es aber dieses Bildnis: Die Tür ist zu. Palermo würde sie gerne einen Fußbreit öffnen und die Südtiroler möchten vorher einen Blick durchs Schlüsselloch werfen.