Schweizer Bergdorf in Gefahr

Zwangsräumung: Zwei Millionen Kubikmeter Fels bedrohen Dorf – VIDEO

Samstag, 13. Mai 2023 | 11:47 Uhr

Brienz – Rund zwei Millionen Kubikmeter Felsmaterial sind in Bewegung und könnten demnächst auf das Schweizer Bergdorf Brienz in Graubünden herabstürzen. Deshalb mussten die Bewohner ihre Häuser verlassen. Seit Freitagabend darf bis auf Weiteres niemand mehr im Dorf übernachten, berichtet euronews.de.

Nachdem jüngste Messungen gezeigt hatten, dass sich die Gesteinsmassen mehr als doppelt so schnell bewegen wie noch vor wenigen Wochen, haben die Behörden die Phase Orange ausgerufen. Das bedeutet: die völlige Evakuierung des Dorfes.

Mit einem Abbrechen der Felsmassen wird in rund einer Woche gerechnet. Der Gemeindeführungsstab wird dann die Phase Rot verfügen.

Je nach Gefahrenlage darf die Bevölkerung ab Samstag tagsüber ins Dorf. Die Evakuierung des Großviehs wird von der Gemeinde organisiert.

Bewohner kannten die Gefahr

Dass ihnen die Räumung droht, wussten die Einwohner schon lange, zumal die Region bereits seit Jahrhunderten in Bewegung ist. Das Dorf selbst rutscht laut euronews seit 20 Jahren mit rund einem Meter pro Jahr Richtung Tal.

Auch die Gefährlichkeit des Felsbereichs namens “Insel” oberhalb des Dorfes ist seit Jahren bekannt.

Klimawandel kein Faktor

Experten zufolge hängt dies nicht mit dem Klimawandel zusammen. Obwohl die Erderwärmung Felsstürze in manchen Gegenden etwa durch das Auftauen von Permafrost wahrscheinlicher macht, spielt dies in Brienz keine Rolle. Dort gibt es keinen auftauenden Permafrost. Außerdem ist kein Zusammenhang zwischen den jährlichen Niederschlägen und der Fließgeschwindigkeit des Geländes festgestellt worden.

Dass die Entscheidung zur Räumung des Dorfes jetzt fiel, habe allerdings mit der Wetterprognose zu tun, sagte Simon Löw, emeritierter Professor für Ingenieurgeologie an der Universität ETH Zürich, im Schweizer Fernsehen. Bis Sonntag seien jeden Tag Niederschläge vorhergesagt, was die Rutschgeschwindigkeit weiter erhöhen könnte.

Ob Schutt und Geröll das Dorf treffen, ist unklar. Im extremsten Fall könnte es einen Bergsturz geben. Dabei würde der gesamte Hang mit einer Geschwindigkeit von 100 bis 200 Kilometern pro Stunde herabdonnern und in 30 Sekunden das Dorf erreichen. Die Folgen wären fatal.

Brienz liegt an der Verbindungsstraße von Lenzerheide nach Davos auf einer Höhe von rund 1.150 Metern. Das Dorf hat knapp 100 Einwohner. In der Saison sind bis zu 200 Feriengäste zugegen.

Von: mk