Zwei italienische Eurofighter fangen Boeing der Air France ab – VIDEO

Alarmstart von Abfangjägern: Überschallknall löst Panik aus

Freitag, 23. März 2018 | 08:20 Uhr

Bergamo – Zwei lautstarke Explosionen, die vom Überschallknall zweier Kampfflugzeuge ausgelöst wurden, lösten in weiten Teilen der Lombardei panikartige Reaktionen aus. Die Notrufzentralen wurden mit Dutzenden von Anrufen überhäuft. In Bergamo wurden mehrere Schulen und das Justizgebäude von Bergamo evakuiert.

Twitter/Route – AFR671A

Es war am Donnerstagvormittag, als die italienische Flugaufsicht den Kontakt zu Flug AFR671A verlor. Bei Flug AFR671A handelte es sich um eine Boeing 777 der Air France, welche von der Insel Reunion im Indischen Ozean nach Paris unterwegs war. Als vom Cockpit der Maschine keine Rückmeldungen mehr kamen, die Boeing 777 über dem Aostatal ein „verdächtiges Manöver“ ausführte und sich auf die Städte Mailand und Turin zuzubewegen schien, wurde Alarm ausgelöst. Die Verantwortlichen befürchteten das Schlimmste. Aufgrund des Manövers und der verloren gegangenen Verbindung mit der Boeing musste auch von einer Flugzeugentführung oder gar von einem Terrorangriff ausgegangen werden.

Innerhalb kürzester Zeit stiegen vom Stützpunkt Istrana bei Treviso in Venetien zwei Jagdflugzeuge F-2000 „Eurofighter“ der italienischen Luftwaffe Aeronautica militare auf. Den Piloten der „Eurofighter“ wurde wie in diesen Fällen vorgesehen der Einsatzbefehl erteilt, die Schallmauer zu durchbrechen, um mit höchster Geschwindigkeit die Boeing der Air France zu erreichen und sie abzufangen. Der folgende lautstarke Überschallknall war gegen 11.30 Uhr in der Lombardei im Umkreis von 50 Kilometern zu hören. Als der Pilot der Air France Maschine die beiden Jäger, die ihn „begleiteten“, sah, nahm er umgehend wieder Radiokontakt mit der italienischen Flugaufsicht auf.

Aeronautica Militare

Am Boden hingegen löste der Überschallknall, der auch an eine Explosion erinnern konnte und Fenster zum Erzittern brachte, Panik aus. Die Notrufzentralen wurden mit Dutzenden von Anrufen besorgter Bürger überhäuft. In Bergamo wurden unter anderem mehrere Schulen und das Justizgebäude, wo infolge der Vibrationen eine Fensterrose zu Bruch ging, evakuiert. Im Netz liefen die Twitter-Hashtags #esplosione und #esplosioni über. Verletzt wurde zum Glück niemand.

Später präzisierte die Aeronautica militare, dass die Starts von Jagdflugzeugen um Passagierflugzeuge „abzufangen“ – sie werden fachsprachlich „scramble“ genannt – gar nicht so selten vorkommen. In fast allen Fällen werden die Alarmstarts von Abfangjägern durchgeführt, wenn Linienflüge den Funkkontakt zur Flugaufsicht am Boden verlieren.

Bei der gleichen Gelegenheit teilte die italienische Luftwaffe mit, „dass der italienische Luftraum 365 Tage im Jahr und 24 Stunden am Tag genauso wie der der anderen NATO-Mitglieder überwacht wird“.

Nach der Mitteilung der Aeronautica militare beruhigte sich die italienische Öffentlichkeit schnell wieder. Allerdings zeigt der Zwischenfall auch, dass selbst fast 17 Jahre nach dem Terrorangriff auf die Zwillingstürme des World Trade Center die Nerven immer noch blank liegen.

Von: ka