„Komme von weit her, aber fühle mich als Friulaner“ – herbe Kritik

Alioune Diouf zum Mister Friuli gekürt

Mittwoch, 29. November 2017 | 07:16 Uhr

Udine/Friaul Julisch Venetien – Der seit elf Jahren stattfindende bekannteste Schönheitswettbewerb von Friaul Julisch Venetien – Mister Friuli-Venezia Giulia – endete mit einer handfesten Überraschung. Ein 18-jähriger Senegalese, Alioune Diouf, entschied den Wettbewerb um den schönsten Mann von Friaul für sich, verwies die heimische Konkurrenz auf die Plätze und wurde zum ersten schwarzen Mister Friaul gekürt. Im Netz aber erntete die Entscheidung der Jury herbe Kritik, wobei die Einträge und Kommentare von Ironie bis zu mehr oder weniger offenem Rassismus reichten. Alioune Diouf lässt sich davon aber nicht beirren und träumt von einer Karriere als Model.

Facebook/Mister Friuli-Venezia Giulia

Der 18-jährige, 1 Meter 98 große Alioune Diouf, der seit fünf Jahren in Friaul lebt, die fünfte Klasse einer Oberschule besucht und gerne Basketball spielt, zeigte sich nach seinem Titel und der Übergabe der Schleife tief berührt und überglücklich, die starke Konkurrenz geschlagen zu haben. Dem 18-Jährigen, ursprünglich aus dem Senegal stammenden Jüngling wurden von der Jury insgesamt 116 von 120 möglichen Punkten zugewiesen. Das Lächeln verschwand auch nicht aus seinem Gesicht, als seine Wahl zum Mister Friuli-Venezia Giulia eine regelrechte Flut von Kritik auslöste. Die Einträge und Kommentare reichten von bitterer Ironie bis zu mehr oder weniger offenem Rassismus. „Wir sind am Ende“, meinte ein Leser. Dass man ihm „die typischen Gesichtszüge der Karnischen Alpen ansehe“, war noch einer der harmloseren Kommentare. Ein anderer Nutzer sprach mit nicht weniger Ironie von „reiner und destillierter friulanischer Herkunft“.

Facebook/Mister Friuli-Venezia Giulia

Alioune Diouf selbst lässt sich davon aber nicht beirren und antwortet auf die teilweise wüsten Beschimpfungen, dass ihn harte Kritik nur stärken würde, er von einer Karriere als Model träume und er seinen Weg weitergehen werde. Bei einem späteren Interview meinte er, dass er die Friulaner trotz manches Scherzes seine Hautfarbe betreffend, sehr sympathisch finde und dass „frico mit polenta“ – typisches Gericht des Friaul, Anmerkung der Redaktion –https://it.wikipedia.org/wiki/Frico – seine Leibspeise sei. Mit dem Statement „Ich komme von weit her, aber ich fühle mich als Friulaner“ beendete Alioune Diouf seine Reaktion auf den digitalen Shitstorm.

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Weit weniger gelassen als der 18-Jährige reagierte sein Agent, Fabrizio Astolfi, der ihn bei seiner Modelkarriere begleitet, auf die teilweise rassistischen Kommentare. „Ich bin über die diese rassistischen Kommentare tief bestürzt. Wenn ein dunkelhäutiger Fußballspieler für Udinese aufläuft, sorgt das für keinen Eklat. Warum gibt es dann bei einem Schönheitswettbewerb die ganzen Probleme? Die Realität ist heutzutage multiethnisch. Unsere Kinder besuchen Klassen, wo viele Schüler ausländischer Herkunft sind. Diese Vielfalt ist mittlerweile Normalität“, so Fabrizio Astolfi.

Facebook/Mister Friuli-Venezia Giulia

Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit. Wann bekommt das Landl den ersten schwarzen Mister Südtirol?

Von: ka