Von: idr
Pozzuoli/Neapel – Um 4.55 Uhr bebte die Erde unter Neapel erneut: Ein Erdbeben der Stärke 4,0 erschütterte die italienische Millionenmetropole und riss Hunderttausende Menschen aus dem Schlaf. Das Epizentrum lag nur 13 Kilometer westlich der Stadt in den Phlegräischen Feldern, dem gefährlichsten Vulkangebiet Europas. Das Beben ist Teil einer Serie moderater Beben. Allein gestern ereigneten sich zwölf Stück bis zu einer Stärke von 3,3.
Das Beben in den frühen Morgenstunden ereignete sich in nur 0,3 Kilometer Tiefe und war deshalb in weiten Teilen der Region spürbar. Fast 81.200 Einwohner von Pozzuoli erlebten starke Bodenschwingungen, weitere 200.000 Menschen in umliegenden Gemeinden wie Bagnoli, Pianura und Quarto spürten mäßige Erschütterungen. Selbst in der Neapeler Innenstadt mit ihren 909.000 Bewohnern war das Beben deutlich wahrnehmbar.
Serie trifft Urlaubsregion
Das Morgenbeben ist der bisherige Höhepunkt einer besorgniserregenden Serie: Bereits am Sonntag hatte eine Erdbebenserie mit zwölf Stößen die Region erschüttert, darunter zwei Beben der Stärke 3,3. Präfekt Michele Di Bari berief umgehend den Krisenstab ein. Glücklicherweise wurden gestern keine Schäden gemeldet.
Die Phlegräischen Fleder, ein 150 Quadratkilometer großes Vulkanfeld, stehen seit elf Jahren unter Alarmstufe Gelb. Was lange als harmloses Grollen galt, entwickelt sich im vergangenen Jahr zu einer ernsthaften Bedrohung: Am 30. Juni erschütterte ein Beben der Stärke 4,6 die Region – das stärkste seit vier Jahrzehnten.
Schäden am Stadtbild
Die italienische Regierung reagierte im Februar mit einem 184-Millionen-Euro-Programm für fünfzig Bauprojekte, die Gebäude und Infrastruktur gegen die ständigen Erschütterungen wappnen sollen. Denn die kleinen, aber häufigen Beben schwächen kontinuierlich die Bausubstanz zahlreicher Häuser.
Experten des European-Mediterranean Seismological Centre warnen vor möglichen Gebäudeschäden durch das jüngste Beben. Die geringe Tiefe verstärkte die Auswirkungen erheblich – ein Warnzeichen für eine Region, in der drei Millionen Menschen über einem schlafenden Supervulkan leben.
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