Clanmitglieder nicht als erste bedient - VIDEO

Behinderte und Barist von Mafiosi verprügelt

Mittwoch, 09. Mai 2018 | 07:07 Uhr

Rom – Die Ewige Stadt war zu Ostern Schauplatz einer unglaublichen Gewalttat arroganter Mafiosi. Weil sie nicht als erste – noch vor einer Frau im Rollstuhl – bedient worden waren, schlugen vier einem Mafiaclan zugehörige Männer brutal auf die behinderte Frau ein. Später kamen sie wieder, zerstörten das Lokal und verprügelten den Inhaber. Nun wurden alle vier Gewalttäter festgenommen.

ANSA/ MASSIMO PERCOSSI

Es war der Ostersonntag, als vier Männer – alle dem Mafiaclan der Casamonica zugehörig – eine Bar im römischen Viertel Romanina, das sie als „ihr Territorium“ betrachten, betraten. Da der Lokalinhaber nicht sofort Notiz von ihnen nahm und sie nicht als erste bediente, wurden sie wütend und begannen den Baristen zu beleidigen. Eine Frau im Rollstuhl gab ihnen dann den Rat, das Lokal zu verlassen, wenn es ihnen dort nicht passe. In diesem Moment brannten bei den „gekränkten“ Mafiosi alle Sicherungen durch. Zwei Männer begannen wie wild mit einem Hosengürtel und mit den Fäusten auf die behinderte, junge Frau einzuschlagen. Dann verließen sie – vorläufig – das Lokal. Um aber dem Inhaber eine „Lektion“ zu erteilen, kamen sie eine halbe Stunde später wieder, schlugen die Glasvitrine des Lokals ein und zerstörten die gesamte Inneneinrichtung. Zuletzt wurde der Inhaber der Bar – ein junger Rumäne – von den vier Männern brutal verprügelt.

„Hier geben wir die Befehle, vergesse das nie. Das ist unser Viertel. Die Bar musst du nun dichtmachen, sonst bist du tot“, gaben die Männer dem blutend am Boden liegenden Lokalbesitzer noch mit.

ANSA/ MASSIMO PERCOSSI

Aber die Einschüchterungen misslangen. Durch die Anzeige der jungen Frau und die Aussagen des verprügelten Baristen kamen die Ermittlungen sogleich ins Rollen. Am Montagabend klickten für die vier Männer – Antonio Casamonica, Alfredo, Vincenzo und Enrico Di Silvio – die Handschellen. Ihnen werden Körperverletzung und Bedrohung unter dem erschwerten Umstand der Anwendung von Methoden der Mafia zur Last gelegt.

ANSA

„Es ist offensichtlich, dass die Casamonica und die Di Silvio sich als ‚Herren ihres Territoriums‘ fühlen, wobei der Angriff auf die Frau und die spätere ‚Strafexpedition‘ in die Bar die Beanspruchung dieses Rechts darstellt“, so die Voruntersuchungsrichterin im Beschluss auf Verhängung der Untersuchungshaft.

Die gesamte Stadt – Bürgermeisterin Virginia Raggi besuchte nach der Tat die Bar und die Frau des verprügelten Rumänen – die Region Latium und auch verschiedene Politiker des Parlaments drückten den beiden Opfern des Mafiaclans ihre uneingeschränkte Solidarität aus.

ANSA/ FRAME RAIDUE/NEMO

Im Viertel selbst blieb die Spannung hoch. Ein Drehteam des staatlichen Fernsehens Rai, das für die Sendung „Nemo“ einen Beitrag filmen wollte, wurde am Dienstagnachmittag von Verwandten der vier Verhafteten angegriffen. Aber der Bann ist gebrochen. Die Angst vor den Casamonica und den Di Silvio wird dank Staatsanwaltschaft, der Ordnungskräfte aber besonders durch den Mut der Bürger immer geringer.

 

 

Von: ka