Er bringt Meloni in Verlegenheit

Berlusconi lästert über Selenskyj und löst Empörung aus

Montag, 13. Februar 2023 | 10:52 Uhr

Rom – Ex-Premier Silvio Berlusconi hat scharfe Kritik am ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geübt. Damit sorgt er nicht nur öffentlich für Empörung, sondern auch für verhärtete Fronten innerhalb der Mehrheit. Denn mit seinen Aussagen fällt er Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in den Rücken.

Wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet, äußerte sich Berlusconi sehr harsch: Es hätte gereicht, dass Selenskyj aufhört, die beiden autonomen Republiken im Donbass zu attackieren, dann wäre das alles nicht passiert, meinte der Forza Italia-Chef.

„Ich bewerte diesen Herrn sehr negativ“, sagte Berlusconi über Selenskyj. Wenn er selbst Ministerpräsident wäre, hätte er sich nicht mit Selenskyj getroffen, betonte der Ex-Premier und Putin-Freund. Damit spielte er auf Melonis Treffen mit Selenskyj beim EU-Gipfel vergangene Woche an.

Nur eine Stunde nach der Äußerung erfolgte Schadensbegrenzung aus dem „Palazzo Chigi“. Die italienische Regierung unterstütze die Ukraine nach wie vor „standfest und überzeugt“, hieß es in einer offiziellen Mitteilung. Ohne auf Berlusconis Wort einzugehen, wurde darauf verwiesen, dass diese Haltung Bestandteil des Programms im Wahlkampf gewesen und von allen Parlamentariern der Mehrheit, die die Regierung unterstützen, bestätigt worden sei.

Neben seinen Beschuldigungen Kiews lehnt sich Berlusconi weiter aus dem Fenster und glaubt auch, den USA Tipps mit auf den Weg geben zu müssen. „Um Frieden zu erreichen, sollte sich der amerikanische Präsident Selenskyj vorknöpfen und ihm sagen: ‚Ein Marshallplan für den Wiederaufbau der Ukraine steht dir zur Verfügung‘“, sagte Berlusconi. Dabei stellt sich Berlusconi eine Summe zwischen sechs und neun Milliarden Dollar für die Ukraine vor, die an die Bedingung geknüpft wäre, sich zu ergeben. Außerdem sollte der Westen der Ukraine keine Waffen mehr liefern, forderte Berlusconi in seinem Ausraster.

Trat er im Wahlkampf vor den Regionalwahlen in der Lombardei und im Latium noch gemäßigt auf, bringt Berlusconi nun Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in Verlegenheit. Nach dem EU-Gipfel mit Selenskyj will sie innerhalb Februar nach Kiew reisen.

Während Lega-Chef Matteo Salvini bislang schwieg, versuchte Außenminister Antonio Tajani, der immerhin als Nummer zwei innerhalb von Forza Italia gilt, zu beschwichtigen. Seine Partei sei stets für die Unabhängigkeit der Ukraine eingetreten, twitterte er. Gleichzeitig garantierte Tajani in Sachen Ukraine Italiens Loyalität.

Bei der Opposition haben Berlusconis Aussagen heftige Kritik ausgelöst.

Von: mk