Fünfjähriges Mädchen wünscht sich Zeichenstifte und Kleider

Berührend: Luftpost legt 400 Kilometer zurück

Dienstag, 20. Dezember 2016 | 08:50 Uhr

Civitella Marittima – Eine schier unglaubliche Weihnachtsgeschichte bewegt die Menschen in der toskanischen Maremma.

Ein Schulbusfahrer – Alessandro Marcucci aus Sorano – fand auf einer Landstraße mitten in der Maremma die Geschenkwünsche der kleinen Selene. Die Fünfeinhalbjährige, die in Gandellino – einem Tausend-Seelen-Dorf in den Bergamasker Alpen – wohnt, hatte einen Brief verfasst und ihn mit einem Luftballon auf die Reise geschickt.

„Liebe Heilige Lucia, ich wünsche mir Zeichenstifte, Filzstifte und ein paar Kleider“, hatte die kleine Selene mit großen, bunten Lettern auf zwei Seiten geschrieben. Als der Schulbusfahrer den Brief las, berührten ihn die wenigen Wörter der Kleinen aus der Provinz Bergamo sehr. Er dachte sich auch, wenn ein an einem einfachen Luftballon hängender Brief 400 Kilometer – von den Bergamasker Alpen in der Lombardei bis zur Küste der Maremma in der südlichen Toskana – zurücklegt, hatte das sicherlich einen höheren Sinn. Alessandro Marcucci verstand sogleich, dass es sich bei den Zeilen nicht um den Brief eines verwöhnten Kindes handelte, sondern es der Kleinen an wirklich notwendigen Dingen fehlte, was ihm auch von Selenes Schule bestätigt wurde.

Er rief sogleich die Schule von Selene an, welche wiederum ihre Familie kontaktierte. In einem Telefonat dankte ihre Mutter Alessandro Marcucci für seine Bemühungen und erzählte ihm auch von den Schwierigkeiten ihrer Familie. Die Frau und ihr Mann hätten sich sehr ein Kind gewünscht und hätten deshalb auf die künstliche Befruchtung zurückgegriffen. Daraufhin seien Drillinge – die kleine Selene und ihre zwei Brüderchen – zur Welt gekommen. Die Frau fügte hinzu, dass sie unglücklicherweise vor mehreren Jahren infolge einer Gasexplosion auch ihr Haus verloren hätten, ihr Mann – ein einfacher Arbeiter – Alleinverdiener sei und sie deshalb in einigen finanziellen Schwierigkeiten stecken würden.

Schnell wurde in der Maremma eine Geld- und Sachspendensammlung organisiert, um der fünfköpfigen Arbeiterfamilie aus dem Bergdorf unter die Arme zu greifen und die Wünsche und Träume der fünfjährigen Selene und ihrer zwei Brüderchen wahr werden zu lassen.

In der Maremma sind viele der Meinung, dass die Geschichte dem Weihnachtsfest, das heutzutage leider eher vermarktet als gelebt wird, einen neuen und tieferen Sinn gibt.

Von: ka