Von: ka
Polignano a Mare – Im Flüchtlingslager gab sich am Montag ein Paar, welches ursprünglich aus Südostasien stammte und vor der Zwangshochzeit geflohen war, das Jawort. Um die Hochzeit zwar einfach, aber gebührend und fantasievoll zu feiern, bastelten die Flüchtlinge Bonbonnieren aus Wäscheklammern.
Wie die Onlineausgabe der „Repubblica“ berichtet, war die Liebesgeschichte des Paars in ihrem südostasiatischen Ursprungsland – Namen und Herkunftsland der Brautleute bleiben aus Sicherheitsgründen anonym – von der reichen und mächtigen Familie der Braut scharf abgelehnt worden, weil der Auserwählte der Frau aus einer niedrigeren Kaste stammte und die Brautfamilie sie bereits einem Mann ihrer eigenen Kaste versprochen hatte.
Nachdem das Paar zuerst innerhalb ihres Landes vor der Familie der Frau geflohen, aber nach wenigen Tagen von ihr wiederentdeckt worden war, und nachdem der Mann und seine Ursprungsfamilie von der mächtigen Brautfamilie mit dem Tod bedroht worden waren, entschlossen sich die Verliebten – sie 23 und er 22 Jahre alt – ihre Heimat endgültig zu verlassen. Sie verkauften ihr gesamtes Hab und Gut, reisten mit einem Touristenvisum in Italien ein und suchten auf Sizilien um Asyl an.
Später gelangten sie mit 15 anderen Asylsuchenden im Rahmen des Projekts „Geselligkeit der Unterschiede“ des SPRAR-Programms (Schutzprogramm für Asylsuchende und Flüchtlinge) nach Polignano a Mare in Apulien. Das Paar, das im März ein Kind, ein Mädchen, bekam, ist laut Aussagen der Flüchtlingshelfer sehr integrationswillig und besucht fleißig den Italienischkurs. Der Ehemann sammelte inzwischen bereits mehrere Arbeitserfahrungen und verdingte sich im Sommer als Tellerwäscher in einem Lokal in Polignano. Wie berichtet wird, ist auch der Dienstweg zu ihrer Anerkennung als Flüchtlinge an einem guten Punkt angelangt.
Am Montag war es nun soweit. Vor dem Bürgermeister von Polignano a Mare, Domenico Vitto, gaben sich die beiden das Jawort. Nicht nur die Asylhelfer, sondern auch die gesamte Gemeinschaft der Flüchtlinge und Asylsuchenden von Polignano a Mare freuten sich mit dem Brautpaar. Die Bonbonnieren aus Wäscheklammern symbolisieren in ihrer Einfachheit die Reinheit der Liebe der beiden Flüchtlinge.
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