"Hinter der Operation ein Experte mit einer präzisen Methode"

Blogger entlarvt Fake News-Attacke gegen Saviano & Co.

Samstag, 21. Juli 2018 | 16:57 Uhr

Von: mho

Rom – Dem Fake News-Jäger David Puente ist ein weiterer Fall von gezielter Manipulation der öffentlichen Meinung über Soziale Medien ins Netz gegangen. Einem Bericht zufolge wurden von einem Facebook-Account namens ‘Lara Pedroni’ aus innerhalb weniger Stunden mehrere Falschnachrichten, welche Persönlichkeiten wie den regierungskritischen Schriftsteller Roberto Saviano und Ex-Premier Matteo Renzi betrafen, gezielt über das Web 2.0 gestreut.

Der kalkulierte ‘Shitstorm’ begann mit einem entrüsteten Post über ein angebliches Statement von Saviano, laut dem der unter Personenschutz stehende Beststeller-Autor während eines Interviews in der TV-Sendung “Che Tempo che fa” gesagt haben soll: “Ich ziehe es aufrichtig vor, Flüchtlinge und meine illegalen Brüder zu retten, als einem verzogenen, weinerlichen italienischen Erdbeben-Opfer zu helfen.”

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Ein paar Stunden später folgte ein Post über den Ex-Premier Matteo Renzi, in welchem dieser gesagt haben soll, Migranten seien “besser als Italiener”. Dann war die ehemalige Präsidentin des Parlaments, Laura Boldrini, an der Reihe. Sie ist Protagonistin eines Memes, in dem italienische Bürger kritisiert werden, “sich nur beschweren zu können, anstatt zu arbeiten”. Zuletzt folgte ein Beitrag, in dem unter dem Foto von Cecile Kyenge der Text einer Erklärung aus dem Jahr 2017 erscheint, wonach die ehemalige Integrationsministerin der Regierung Letta den Wunsch geäußert habe, alle christlichen Kirchen in Moscheen zu verwandeln.

Mit kalkulierter Methode innerhalb weniger Stunden 20.000 Mal geteilt

In kürzester Zeit seien sämtliche Posts bereits unglaubliche 20.000 Mal geteilt worden, in erster Linie in Gruppen von Salvini-Anhängern, übersät mit Hass-Kommentaren und Beleidigungen. Der geübte Debunking-Blogger Puente benötigte allerdings wenig Zeit, um sämtliche Aussagen als frei erfunden zu entlarven.

Die Methode des Autors der Fake-News, dessen richtiger Name kaum ‘Lara Pedroni’ sein dürfte, lasse laut Puente eindeutig auf Kalkül schließen: ein Foto des Protagonisten, mit einem sehr polemischen Satz überlagert, und der empörte Appell, diese Nachricht so weit wie möglich zu verbreiten. “Die Verbreitungsaktivität ist gut durchdacht”, so Puente. “‘Lara’ teilte das Meme in Facebook-Gruppen, die für diese Art von Inhalten geeignet sind”, erklärt Puente in seinem Blog.

Als der Blogger auch das Profil von Lara Pedroni durchleuchtete, fand er heraus, dass sämtliche Profil-Bilder des dunkelhäutigen Mädchens offenbar von einem englischen Model namens Jezebel Alice Stewart Ellwood stammen. Die Farben der Fotos waren dahingehend geändert worden, um einen Rückschluss auf die Originale zu erschweren. Ein so genannter “Fake-Account” also, um eine Identifikation des oder der realen Autorin zu verhindern. Verdächtig war Puente zudem die Tatsache, dass die Benutzerin des Kontos bis dato wenig aktiv war.