Neueste Erkenntnisse lassen Herz- und Lungenschäden vermuten – VIDEO

Corona: Organschäden auch bei asymptomatischen Patienten?

Donnerstag, 05. November 2020 | 08:05 Uhr

Rom – Während Südtirol und ganz Europa schwer unter der zweiten Corona-Welle leiden, bringen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse die bisher allgemeingültige These, dass ein asymptomatischer Covid-19-Verlauf keine Schäden hinterlasse, gehörig ins Wanken.

Einige Studien suggerieren, dass SARS-CoV-2 auch bei fehlenden oder sehr geringen Symptomen in bestimmten Organen – darunter besonders die Lungen und das Herz – zu nachweisbaren und bleibenden Schäden führe. Mehrere Experten meinen daher, dass die bisherige Gleichsetzung, dass asymptomatisch nicht krank bedeute, zumindest eine gewagte These sei.

Roberto Burioni/The Lancet Infectious Diseases

Zu den Experten, die die Meinung vertreten, dass das Virus auch bei asymptomatischen Patienten sowie bei Personen, die nur leichte Krankheitszeichen zeigen, Schäden an den Organen erzeugen könne, gehört auch die bekannte Virologin Ilaria Capua.

„Bei der Mehrzahl der Fälle führt Covid-19 zu keinen Symptomen. Bei zehn bis 15 Prozent der Coronafälle kommt es zu schwerwiegenden Krankheitsverläufen und bei fünf Prozent kann der Verlauf dermaßen gravierend sein, dass er zum Tod führen kann. Aber es gibt noch etwas anderes, das man als die „berühmte Wespe im Auge“ bezeichnen könnte. Auch Personen, die keine klinischen Krankheitsformen entwickeln, können auf lange Sicht Schäden davontragen. Neben Problemen, die die mentale Gesundheit betreffen, hinterlässt Covid-19 Schäden am Herzen oder an den Muskeln“, so Ilaria Capua, die einen Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO zitiert.

In der Tat geht aus dem Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO hervor, dass Covid-19 auch bei jungen Leuten ohne frühere Krankheiten, die nicht stationär aufgenommen wurden, zu dauerhaften Schäden führen könne. Allerdings – so die WHO – sei bisher noch wenig über den klinischen Verlauf von Covid-19 nach einer Krankheit mit nur geringen Symptomen bekannt. Laut der Presseagentur Associated Press zeigen einige wissenschaftliche Studien, dass auch Patienten mit geringen Symptomen „einen erhöhten Spiegel von Enzymen und andere Zeichen, die auf Herzschäden deuten würden“, aufweisen. Allerdings ist nicht gesichert, ob es sich dabei um bleibende oder vorübergehende Schäden handle.

Facebook/Ilaria Capua

Der bekannte Virologe Roberto Burioni bläst in das gleiche Horn. „Es ist Mode, die These „Asymptomatischer Infizierter heißt Nichtkranker“ zu vertreten. Ich würde mit dieser Behauptung vorsichtig sein. Die Symptome können fehlen, was aber nicht heißt, dass der Organismus nicht vom Virus geschädigt werde. Die Auswertung der Computertomografien ergibt, dass mehr als die Hälfte der asymptomatischen Patienten Schäden an den Lungen entwickeln“, so Roberto Burioni, der einen wissenschaftlichen Artikel der angesehenen Zeitschrift „The Lancet Infectious Diseases“ zitiert. Darin wird von Patienten berichtet, die „eine Infektion in den unteren Atemwegen erleiden, ohne irgendwelche Symptome zu zeigen.“

Facebook/Medical Facts di Roberto Burioni

Diese Meinung wird auch von Professor Enrico Bucci, der an der Temple University von Philadelphia lehrt, vertreten. Enrico Bucci weist darauf hin, dass von den 76 Personen des Kreuzfahrtschiffes „Diamond Princess“, die keine Symptome entwickelt hatten, 54 Prozent von Covid-19 Lungenschäden davontrugen. Diese Erkenntnis wird auch von einer chinesischen Studie bestätigt, bei der Kinder von elf Monaten bis 14 Jahren betrachtet wurden. Eine nicht unerhebliche Anzahl von Kindern, die einen asymptomatischen Verlauf gezeigt hatten, wiesen bei der späteren Untersuchung der Lungen die klassischen Eintrübungen, wie sie für vergangene Lungenentzündungen typisch sind, auf.

Der Wissenschaftler nennt auch eine Forschung, bei der hundert Patienten mit einem mittleren Alter von 49 Jahren untersucht wurden, von denen ein Teil über keine oder nur über geringe Symptome geklagt hatte. „Zwei Monate später wiesen 78 Prozent von ihnen Herzrythmusstörungen und 60 Prozent eine Myokarditis – eine Entzündung des Herzmuskels – auf“, erläutert Enrico Bucci.

Auch wenn noch tiefer gehende wissenschaftliche Forschungsuntersuchungen notwendig sind, um die Auswirkungen und das Fortbestehen dieser Covid-19-Folgen abzuschätzen, scheint sich bereits heute abzuzeichnen, dass Covid-19 zu bisher unbekannten gesundheitlichen Komplikationen führen könnte. Aus diesem Grund – so die Virologen und Epidemiologen – sind auch junge Leute sowie Personen, die über eine gute gesundheitliche Gesamtverfassung verfügen, dazu angehalten, ein verantwortliches Verhalten zu zeigen und alle Corona-Hygiene- und Schutzmaßnahmen einzuhalten.

 

Von: ka