Mediziner übt scharfe Kritik – VIDEO

„Covid-Panettone“: 70 Prozent der Neuansteckungen auf Festtage zurückzuführen

Sonntag, 10. Januar 2021 | 08:05 Uhr

Bologna – Ein Arzt aus Bologna, Davide Resi, der für den Sanitätsbetrieb von Bologna bei der Nachverfolgung der Kontaktpersonen der positiv Getesteten mitwirkt, ist bestürzt.

Seiner Ansicht nach sind mehr als sieben von zehn Neuansteckungen auf mangelnde Vorsicht und Nichteinhaltung der Corona-Schutz- und Hygienemaßnahmen während der Weihnachtstage zurückzuführen. Davide Resi, der diese Welle weihnachtlicher Neuansteckungen „Covid-Panettone“ nennt, wirft seinen Landsleuten vor, während der Festtage vergessen zu haben, dass sich Italien immer noch in der zweiten Welle befindet.

fotolia.de/Konstantin Yuganov

Davide Resi ist bestürzt und enttäuscht. „Ich glaubte, dass die Italiener die Lektion gelernt hätten“, so Davide Resi. Der Arzt aus Bologna, der für seinen Sanitätsbetrieb bei der Nachverfolgung der Kontaktpersonen der positiv Getesteten mitarbeitet, erklärte, dass laut seiner Erfahrung mehr als 70 Prozent der Neuansteckungen auf die Festtage, die ständigen Besuche und die gemeinsamen Familienfeiern zurückzuführen seien.

„In den letzten Tagen vor Weihnachten hatten wir eine große Anzahl von Abstrichen beobachtet. Viele, die sich einem Test unterzogen hatten, gingen in der Überzeugung nach Hause, ‚sauber‘ zu sein. Sie achteten nicht mehr auf die Warnungen und leider hielten sich nicht mehr alle an die Vorsichtsmaßnahmen“, so Davide Resi.

ANSA/FRANCO SILVI

„Dieses Phänomen nennen wir hier ‚Covid-Panettone-Ansteckungen‘. Laut meinem Dafürhalten sind es mindestens 70 Prozent der Neuinfektionen. Ich tätige kaum einen Anruf, ohne dass mir gesagt wird ‚Ach ja, wir waren am 24. beim Abendessen, am 25. beim Mittagessen und am 26. beim gemeinsamen Teetrinken, aber wir waren immer nur wenige und gehörten alle zur gleichen Familie‘“, so das traurige Fazit von Davide Resi.

„Das große Problem ist, dass selbst Personen, die bereits über leichte Symptome klagten, auf die Weihnachtsbesuche nicht verzichten wollten. Den Leuten ist noch immer nicht bewusst, dass auch leichte Kopf- oder Halsschmerzen von einer Ansteckung mit dem Coronavirus herrühren können“, so der Arzt aus Bologna, der hinzufügte, dass das wenig einsichtsvolle Verhalten nicht nur die jungen Leute, sondern auch deren Eltern und manchmal sogar deren Großeltern betreffe.

Dem Direktor der Pneumologie an der Poliklinik „Gemelli“ von Rom, Luca Richeldi, zufolge werden die Auswirkungen der Einschränkungen der weihnachtlichen Festtage ab der Hälfte dieses Monats zu erkennen sein. Laut dem angesehenen Experten, der sich zuversichtlich zeigt, könnte ab Mitte Januar eine neue Phase sinkender Corona-Zahlen beginnen. Diese Phase – so Luca Richeldi – erlaube es, die Massenimpfungen mit weniger Druck und Sorgen anzugehen.

Unabhängig von der Impfkampagne – mittlerweile überschritt in Italien die Anzahl der Corona-Impfungen die 500.000-Marke – werden die nächsten Wochen weisen, ob die Pessimisten oder die Optimisten recht behalten werden.

 

Von: ka