Diebstähle ohne Ende: „Wirtshaus ohne Wirt“ droht die Schließung – VIDEO

„Die Jugendlichen sind schuld: Sie glauben, dass man nicht arbeiten muss“

Montag, 18. August 2025 | 08:04 Uhr

Von: ka

Valdobbiadene – Dem weit über Venetien hinaus bekannten Osteria Senz’Oste („Wirtshaus ohne Wirt“, Anmerkung der Redaktion) droht die Schließung.

Nachdem das Lokal, in dem sich die Gäste selbst bedienen und das Geld nach dem Essen selbst in eine Kasse legen, immer öfter Ziel von Einbrüchen und Diebstählen geworden ist und selbst einschneidende Maßnahmen wie die Installation einer Videoüberwachungsanlage nicht die erhofften Früchte gebracht haben, denkt der Inhaber, Cesare De Stefani, das inzwischen berühmte Osteria Senz’Oste, das in einzigartiger Lage hoch über Valdobbiadene in den Prosecco-Hügeln thront, zu schließen.

Osteria Senz’Oste

„Die Bedingungen, um so weiterzumachen, sind nicht gegeben. Die Schuld liegt bei den Jugendlichen: Sie glauben, dass man nicht arbeiten muss“, so die bittere Erkenntnis von De Stefani.

Osteria Senz’Oste

Die bekannte Osteria Senz’Oste in Valdobbiadene in den Prosecco-Hügeln von Treviso droht zu schließen. Ihr einzigartiges Betriebskonzept ohne Küche und Kellner, bei dem sich die Gäste selbst bedienen und das Geld in eine Kasse legen, hat sich jahrelang bewährt. Doch seit die Osteria Senz’Oste mehrmals von Einbrechern und Dieben heimgesucht wurde, überlegt der Besitzer Cesare De Stefani, das „Wirtshaus ohne Wirt“ endgültig zu schließen.

Osteria Senz’Oste

„Ich weiß noch nicht, was ich tun werde, aber unter diesen Umständen glaube ich nicht, dass die Voraussetzungen gegeben sind, um eine Osteria wie meine weiterzuführen“, macht De Stefani aus seiner Enttäuschung und Verzweiflung keinen Hehl. Er sei zutiefst „verbittert“, weil das Vertrauensverhältnis zu den Kundinnen und Kunden, auf dem das gesamte System beruhte, nun offenbar zerbrochen sei, erklärte er in einem Interview mit dem Corriere del Veneto.

Osteria Senz’Oste

„Ich habe den Überblick über die Anzeigen verloren. Jedes Mal, wenn das passiert, ist es wie ein Stich ins Herz. Es verletzt mich, weil das, was ich aufgebaut habe, für mich wie ein Zuhause ist. Diese Einbrüche tun auch deshalb so weh, weil es sich nicht um Diebstähle handelt, die auf schiere Not und Hunger zurückzuführen sind, denn es sind fast nie die Lebensmittel, die gestohlen werden“, erzählt De Stefani.

Osteria Senz’Oste

Um seine Osteria zu schützen, installierte er Überwachungskameras, doch die Diebstähle und Einbrüche nahmen nicht ab. „Meine Osteria beruht auf dem Prinzip, dass ich meinen Kunden vertrauen und von ihnen Ehrlichkeit erwarten kann. Das hat viele Jahre lang reibungslos funktioniert, sodass ich keine Kameras gebraucht habe. Aber weil sich die Generationen und die Gesellschaft verändert haben, ist es eine Illusion, ein Betriebskonzept wie meins aufrechtzuerhalten“, zieht der Inhaber ein bitteres Fazit.

Osteria Senz’Oste

De Stefani zufolge sind vor allem sehr junge Menschen dafür verantwortlich, oft handelt es sich um Italiener zweiter Generation, deren Eltern nach Italien eingewandert sind. „Dank der Kameras habe ich herausgefunden, wer die Diebe sind. Sie sind oft sehr jung, gerade einmal zwanzig Jahre alt. Diese jungen Leute brechen mit großer Dreistigkeit sogar am helllichten Tag die Schlösser des Lagers auf, um an die Kasse und das Geld zu gelangen“, berichtet der Besitzer der Osteria Senz’Oste.

Osteria Senz’Oste

Er sucht die Schuld bei der jungen Generation, die seiner Meinung nach nicht mehr an die Arbeit glaubt. „Sie meinen, dass es keinen Sinn mehr hat, zu arbeiten. Zum Teil sind wir selbst schuld daran: Zwanzig Jahre lang haben wir den Jugendlichen gesagt: ‚Wenn du nicht studierst, geh arbeiten‘, als wäre Arbeit eine Strafe. So haben wir eine Generation von jungen Leuten geschaffen, die nicht an die Arbeit glaubt“, beklagt der Eigentümer.

„Es ist die Schuld der Linken. Früher war es normal, im Sommer 14- und 15-Jährige im Betrieb auszubilden. Die kamen, um einen Beruf zu erlernen. Heute ist das nicht nur undenkbar, sondern sogar illegal“, macht Cesare De Stefani ohne Umschweife die politische Linke für die Misere verantwortlich.

Osteria Senz’Oste

„Die Linke hat zu viele Schutzmaßnahmen eingeführt und fördert eine Denkweise, nach der der Mensch immer frei sein muss. Aber wenn man einen Baum frei wachsen lässt, dann wächst er krumm, denn zu viel Freiheit bedeutet manchmal auch Vernachlässigung“, betont der Inhaber.

Osteria Senz’Oste

Auf die Tatsache angesprochen, dass viele der mutmaßlichen Diebe Italiener der zweiten Generation sind, vertritt er eine umstrittene Ansicht. „Es stimmt, dass sie hier geboren sind und Italiener sind, aber oft sehen sie uns wie Feinde, als diejenigen, die ihre Eltern ausgebeutet haben. Und deshalb begehen sie solche Taten. Gegenüber diesen jungen Kriminellen müsste man strenger vorgehen, denn ihnen fehlt die Angst vor den möglichen Folgen“, so Cesare De Stefani.

Osteria Senz’Oste

Dann denkt er wieder an seine Osteria und überlegt, ob er es weiter versuchen oder aufhören soll. „Ich weiß es noch nicht, aber unter diesen Bedingungen glaube ich nicht, dass die nötigen Voraussetzungen gegeben sind, um eine Osteria wie meine weiterzubetreiben“, seufzt der Inhaber und Ideengeber der Osteria Senz’Oste, die es vermutlich in dieser Form bald nicht mehr geben wird.

Osteria Senz’Oste

Kommentare

Aktuell sind 27 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen