Bericht zu Steuerflucht 2025

Diese Berufsgruppen gelten als unzuverlässige Steuerzahler

Freitag, 13. Juni 2025 | 08:03 Uhr

Von: luk

Rom – In Italien sorgt ein aktueller Bericht des Finanzministeriums zur Steuerflucht für Diskussionen. Die Auswertung, die unter anderem von Il Fatto Quotidiano, Il Corriere della Sera und Il Sole 24 Ore veröffentlicht wurde, zeigt, welche Berufsgruppen ihre tatsächlichen Einnahmen besonders häufig nicht vollständig angeben. Die Daten legen offen, dass zahlreiche Selbstständige und Gewerbetreibende deutlich weniger versteuern, als sie tatsächlich verdienen. Das hat wiederum gravierende Folgen für den Staatshaushalt und die Gesellschaft.

Besonders auffällig ist demnach der Gastronomiebereich: Viele Bar- und Restaurantbesitzer geben im Schnitt nur rund 15.000 Euro Jahreseinkommen an, was ein Bruchteil dessen ist, was vergleichbare Branchen tatsächlich erwirtschaften. Laut Il Sole 24 Ore zeigen 56 Prozent der Bars und Eisdielen steuerlich auffälliges Verhalten. Noch drastischer ist die Lage in Discotheken, Nachtclubs und Tanzschulen: Hier gelten 77 Prozent der Betriebe als steuerlich unzuverlässig. Es wird von einer geschätzten Lücke von 83.000 Euro pro Betrieb zwischen dem deklarierten und dem tatsächlichen Einkommen ausgegangen.

Auch im Einzelhandel zeigt sich ein gemischtes Bild. Besonders oft tauchen Bäcker (70 Prozent), Kurzwarenhändler (68 Prozent), Spielwarengeschäfte (67 Prozent) und Bekleidungsgeschäfte (65 Prozent) in der Liste der potenziellen Steuersünder auf. Unter Fotografen und Optikern gilt rund die Hälfte als unzuverlässig, bei Zeitungshändlern sind es 45 Prozent. Deutlich besser schneiden hingegen Apotheken, Psychologen und medizinisches Fachpersonal ab. Bei Letzteren liegt die Quote der als zuverlässig eingestuften Betriebe bei rund 63 Prozent, allerdings mit leicht sinkender Tendenz im Vergleich zu 2022.

Besorgniserregend ist laut dem Bericht auch die Situation bei Luxusgütern: Zwei Drittel der Juweliere und Pelzhändler geben an, mit nur 1.200 Euro im Monat auszukommen, und das, obwohl der Branchendurchschnitt bei rund 51.000 Euro Jahreseinkommen liegt. Dennoch deklarieren 55 Prozent von ihnen lediglich 28.000 Euro. Ähnlich hoch ist die Dunkelziffer bei Campingplätzen und Feriendörfern (64 Prozent). Hotels, Ferienwohnungen und B&Bs liegen mit rund 50 Prozent nur geringfügig besser. Auch hier wird ein Durchschnittseinkommen von lediglich 18.000 Euro im Jahr angegeben.

Die zuverlässigsten Steuerzahler finden sich laut Statistik in ärztlichen Praxen und Labors mit nur 25 Prozent unter der Schwelle zur steuerlichen Unzuverlässigkeit. Zahnärzte und Notare zeigen ein uneinheitliches Bild. Handwerksberufe wie Elektriker und Installateure hingegen stehen häufiger unter Verdacht: Fast 60 Prozent gelten als potenzielle Steuerhinterzieher.

Lombardei: Steuerliche Kluft trotz wirtschaftlicher Stärke

Ein besonders interessantes Bild zeigt sich in der wirtschaftsstärksten Region Italiens: der Lombardei. Trotz eines Bruttoinlandsprodukts von über 194 Milliarden Euro und mehr als 514.000 aktiven Mehrwertsteuer-Nummern stuft die Finanzbehörde über die Hälfte (53,3 Prozent) dieser Steuerzahler als „nicht zuverlässig“ ein – basierend auf den sogenannten ISA-Indizes zur Steuerkonformität.

Laut dem Wirtschaftsministerium gibt es eine klare Zweiteilung: Rund 230.000 als steuerlich zuverlässig geltende Mehrwertsteuer-Nummern melden ein Durchschnittseinkommen von über 105.000 Euro – bei einem durchschnittlichen Umsatz von 440.000 Euro. Dagegen stehen die „unzuverlässigen“ Unternehmer, die trotz ähnlicher Umsätze (383.000 Euro) lediglich ein durchschnittliches Einkommen von 30.300 Euro angeben.

Noch dramatischer wird das Bild bei Kleinunternehmern mit einem Umsatz unter 30.000 Euro: In dieser Kategorie gelten 75 Prozent als steuerlich unzuverlässig. Auch Mailand folgt diesem Muster: Selbstständige und Gesellschaften mit Umsätzen über 400.000 Euro deklarieren im Schnitt nur 23.000 Euro Einkommen – gegenüber 112.000 Euro bei jenen, die als steuerlich korrekt eingestuft werden.

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