Fahrlässige Tötung oder Notwehr? - VIDEO

Dramatischer Überfall: Juwelier erschießt Räuber

Montag, 12. Februar 2018 | 08:01 Uhr

Frattamaggiore/Neapel – Ein kriminelles Quartett – drei Räuber und ein „Wachposten“ – wollten den bunten, neapolitanischen Karnevalstrubel nutzen, um ein Juweliergeschäft zu überfallen und auszurauben. Die drei Übeltäter drangen in das Geschäft ein, nahmen eine Verkäuferin und zwei Minderjährige in Geiselhaft und verlangten die Herausgabe aller Schmuckstücke. Aber sie rechneten nicht mit der Gegenwehr des Juweliers, der oberhalb seines Geschäfts wohnt. Der 30-Jährige bemerkte den Raubüberfall, stieg mit einer Pistole bewaffnet hinunter auf die Straße und erschoss einen der Räuber.

Twitter/Frattamaggiore

Es war am Samstagabend gegen 19.45 Uhr als vier mit Karnevalsmasken getarnte Räuber auf zwei Scootern vor dem Juweliergeschäft „Corcione“ in Frattamaggiore, einer Kleinstadt in der Nähe von Neapel, vorfuhren. Während einer der vier Kriminellen Schmiere stand, drangen die anderen drei mit Pistolen bewaffnet in das Geschäft ein. Sie nahmen eine Verkäuferin und zwei Minderjährige, welche Valentinsgeschenke kaufen wollten, in Geiselhaft und verlangten die Herausgabe aller wertvollen Juwelen und Schmuckstücke. Allerdings rechneten sie nicht mit dem Widerstand des Inhabers, der sich in diesem Moment gerade in seiner Wohnung oberhalb des Juweliergeschäftes aufhielt. Zusammen mit einem Begleiter kam er mit seiner regulär gemeldeten Pistole in der Hand hinunter auf die Straße. Zwischen dem Juwelier und dem Räuber kam es sofort zu einem Schusswechsel, wobei der Räuber von einer Kugel getroffen wurde. Der blutende Kriminelle wollte noch das Weite suchen, brach aber nach wenigen Metern mitten auf der Straße tot zusammen.

Twitter/Frattamaggiore

Ein weiterer Räuber konnte von einem Polizisten und einem Carabiniere, welche sich nicht im Dienst befanden und zufällig in der Bar nebenan zusammen einen Espresso tranken, überwältigt werden. Obwohl der Räuber – wie es sich später herausstellte, handelte es sich bei ihm um den 28-jährigen Luigi Lauro – dem Polizisten die geladene, halbautomatische Pistole ins Gesicht hielt, gelang es diesem, Lauro die Waffe zu entreißen und ihn mithilfe seines Freundes dem Carabiniere zu verhaften. Im Geschäft fanden die Ordnungskräfte noch eine weitere halbautomatische Waffe des Kalibers 9X21 sowie einen Revolver, welche beide auf dem Boden lagen. Auf der Straße vor dem Geschäft, die zu dieser Zeit voller Familien mit Kindern war, brach unterdessen Panik aus.

Twitter/Frattamaggiore

Der einschlägig vorbestrafte 28-jährige, gefasste Täter gab später im Verhör den Namen seines toten „Kollegen“, Raffaele Ottaiano, preis. Der dritte Räuber und der „Wachposten“ hingegen konnten im Karnevalstrubel entkommen. Nach dem Überfall wurden in der ganzen Stadt und der Umgebung Straßensperren errichtet, um der beiden noch Flüchtigen habhaft zu werden.

Wie am Sonntag bekannt wurde, soll gegen den 30-jährigen Inhaber des Juweliergeschäfts am Montag wegen fahrlässiger Tötung Anklage erhoben werden. Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft wurde aufgrund erster Ermittlungsergebnisse getroffen. Ob es sich aber beim Tod des Räubers um fahrlässige Tötung oder Notwehr handelte, ist aus heutiger Sicht noch völlig offen. Auf den 30-Jährigen wartet ein langer Weg durch die Instanzen.

Von: ka