Tödlicher Nachbarschaftsstreit: 61-Jähriger zu 16 Jahren Haft verurteilt

„Du hast sowieso nicht den Mut, um zu schießen“

Donnerstag, 05. Dezember 2019 | 08:10 Uhr

Palermo – Eineinhalb Jahre nach einer im Laufe eines Nachbarschaftsstreits verübten Mordes fällte ein Gericht von Palermo das Urteil. Der 61-jährige Pietro Billitteri, der seinen 43-jährigen Nachbarn Cosimo D’Aleo im Streit erschossen hatte, wurde zu einer Haftstrafe von 16 Jahren verurteilt. Als einzigen mildernden Umstand ließ der Richter gelten, dass das Opfer den Täter vor der Bluttat provoziert hatte.

Die beiden Familien, die im gleichen Haus in Sferracavallo, einem Vorort von Palermo, leben, lagen schon seit Langem im Streit. Immer wieder gerieten sich besonders die beiden Männer – der 61-jährige Pietro Billitteri und der 43-jährige Cosimo D’Aleo – in die Haare. Kleine Banalitäten wie nicht am richtigen Ort aufgehängte Wäsche, ein angeblich falsch geparktes Auto oder zu laute Musik genügten, um zwischen den beiden Männern schwere Auseinandersetzungen auszulösen.

Am 21. August des vergangenen Jahres brachte der Rauch eines angezündeten Grills das Fass endgültig zum Überlaufen. Nachdem der Geruch von gegrilltem Fleisch in die Wohnung von Pietro Billitteri gedrungen war, rannte dieser wutentbrannt sofort zu seinem Nachbarn Cosimo D’Aleo. Wie nicht anders zu erwarten, kam es sofort zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung, in dessen Verlauf – so eine gerichtliche Rekonstruktion des Tathergangs – Cosimo D’Aleo Pietro Billitteri mit einer großen Grillgabel in den Bauch stach.

ANSA/IGNAZIO MARCHESE

Anschließend kehrte Pietro Billitteri in seine Wohnung zurück, um eine Pistole zu holen. Mit der Pistole in der Hand suchte der 61-Jährige erneut seinen 43-jährigen Nachbarn auf und drohte ihm damit, von der Waffe – einer illegal erworbenen Pistole des Kalibers 38 – Gebrauch zu machen. Cosimo D’Aleo lachte ihn aber nur aus und antwortete mit einer schweren Beleidigung. Er habe sowieso „nicht die Eier“, um zu schießen, so Cosimo D’Aleo zu Pietro Billitteri.

Das war aber ein tödlicher Irrtum. Der 61-Jährige drückte zweimal ab und traf den 43-Jährigen in der Bauch- und Brustgegend. Während Cosimo D’Aleo tödlich getroffen zusammenbrach, ergriff Pietro Billitteri mit seinem Wagen die Flucht. Den alarmierten Ordnungskräften gelang es aber wenige Stunden später, den Mörder zu stellen. Pietro Billitteri wurde festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt.

Rund eineinhalb Jahre nach der Bluttat fällte ein Gericht von Palermo das Urteil. Pietro Billitteri wurde zu einer Haftstrafe von 16 Jahren verurteilt. Zudem verfügte das Gericht, dass an die Angehörigen des Opfers, die sich dem Verfahren als Zivilpartei angeschlossen hatten, 250.000 Euro an Entschädigung zu bezahlen seien. Als einzigen mildernden Umstand ließ der Richter gelten, dass das Opfer den Täter vorher provoziert hatte. Allerdings wurde vonseiten des Gerichts auch berücksichtigt, dass der Mord aus nichtigen Gründen verübt worden war.

 

Von: ka