Was geschah auf der „Santa Giannina“?

Ein Rätsel: Kapitän von Crew getötet und ins Meer geworfen?

Donnerstag, 09. November 2017 | 07:08 Uhr

Genua – Das mysteriöse Verschwinden eines Kapitäns eines Handelschiffes – mittlerweile gehen die Ermittler von einem gewaltsamen Tod aus – beschäftigt die Staatsanwaltschaft von Genua.

Die „herrenlose“ „Santa Giannina“, ein zum Unternehmen MSC gehörendes Frachtschiff, lief am 21. Oktober in den Hafen von Genua ein. Nachdem die 21 Crewmitglieder der Hafenbehörde das angeblich mysteriöse Verschwinden eines Kapitäns, des 54-jährigen ukrainischen Staatsbürgers Jury Kharytonov, gemeldet hatten, konnten sie keine weiteren Angaben zur möglichen Ursache machen. Sie versuchten nur den Polizeibeamten weiszumachen, dass ihr Kapitän in der Nacht vom 19. zum 20. Oktober, als er turnusgemäß das Kommando über das Steuerrad des Schiffs übernommen hatte, entweder bei einem Unfall ins Meer gefallen wäre oder Selbstmord begangen hätte. Die Besatzung gab an, dass sie ihren Kapitän das letzte Mal am späten Nachmittag des 19. Oktober gesehen und seine Abwesenheit erst am Morgen des 20. Oktober bemerkt hätte.

Twitter/Genova

Aber warum hätte Jury Kharytonov seinem Leben ein Ende machen sollen? Seine Frau, die nach der Kunde vom Verschwinden ihres Mannes zusammen mit ihrem 20-jährigen Sohn sofort aus Kiew angereist war, schloss vor der Polizei diese Möglichkeit vollkommen aus und sprach von einem liebevollen Verhältnis zu ihrem Mann.

„Mein Mann hatte keinen Grund sich das Leben zu nehmen. Er war sehr glücklich, in wenigen Tagen nach Hause zu kommen. Ein Mann von seiner Seeerfahrung kann nicht über Bord gefallen sein. Sie haben ihn umgebracht“, erklärte die Frau.

Die Ermittler begannen, sich auf das Schiff zu konzentrieren. Dank Luminol, mit dem sich bei Dunkelheit selbst nach intensiver Reinigung noch kleinste Blutspuren nachweisen lassen, konnten sowohl auf der Brücke als auch in anderen Teilen des Schiffs Spuren von Blut gefunden werden. Auch auf einer Offiziersuniform fanden die Spurensicherer der Polizei verdächtige Flecken. In der Folge wurden die beiden genauso wie ihr Kapitän ebenfalls aus Kiew in der Ukraine stammenden Offiziere, der 44-jährige Dmytro Savinykh und der 43-jährige Oleksander Maltsev, wegen dringenden Tatverdachts festgenommen.

Twitter/Genova

Die Polizei mutmaßt, dass es auf dem Schiff, das in besagter Nacht auf hoher See war, zwischen den beiden Offizieren und dem Kapitän zu einem bitteren Streit gekommen war, in dessen Verlauf Jury Kharytonov zuerst getötet und anschließend ins Meer geworfen wurde. Die Ermittler untersuchten auch die Fracht des Schiffs und rekonstruierten die Route der letzten Wochen, aber bisher scheinen sich daraus keine weiteren Verdachtsmomente zu ergeben.

Ging es im Streit nur um Disziplin oder um persönliche Motive oder steckte mehr dahinter? Der Mord steht vor der Aufklärung aber das Rätsel um die „Santa Giannina“ ist noch nicht gelüftet.

 

Von: ka