Von: luk
Mailand – Silvio Berlusconi ist tot. Dies bestätigte Berlusconis Fernsehkonzern MFE.
Der Vorsitzende der mitregierenden Mitte-Rechts-Partei Forza Italia und Medienunternehmer ist heute Morgen im Alter von 86 Jahren im Krankenhaus San Raffaele in Mailand verstorben. Sein Bruder Paolo und die Kinder Eleonora, Barbara, Marina und Pier Silvio eilten in die Mailänder Klinik. Marta Fascina (33), die Gefährtin von Silvio Berlusconi war bereits dort.
Die Programme von Berlusconis TV-Kanale wurden unterbrochen, um den Tod des Medientycoons bekannt zu geben. Hunderte Journalisten, TV-Teams und Anhänger des Medienzaren versammelten sich vor der Klinik.
Berlusconi hat Italiens Politik über Jahrzehnte geprägt, ein Wirtschaftsimperium erschaffen aber auch verlässlich für Skandale gesorgt. Zwischen 1994 und 2011 war er vier Mal italienischer Regierungschef.
Sein Leichnam wurde noch am Montag in seine Residenz in Arcore überführt. Am Dienstag soll er in einem Studio der TV-Gruppe Mediaset aufgebahrt werden. Erwartet wird, dass tausende Menschen von Berlusconi Abschied nehmen werden.
Begräbnis am Mittwoch
Wie seine Familie mitteilte, war für Mittwoch ein Staatsbegräbnis im Mailänder Dom im Beisein von Staatspräsident Sergio Mattarella geplant.
Das Begräbnis wird vom Mailänder Erzbischof Mario Delpini zelebriert. Der Mittwoch soll ein Trauertag in Italien sein. Am Montag wurden die Fahnen des Regierungsgebäudes und des Parlaments in Rom als Zeichen der Trauer auf Halbmast gehisst.
Politiker aus allen Lagern kondolierten der Familie
“Silvio Berlusconi war vor allem ein Kämpfer, er war ein Mann, der nie Angst hatte, seine Überzeugungen zu verteidigen, und genau dieser Mut und diese Entschlossenheit machten ihn zu einem der einflussreichsten Männer in der Geschichte Italiens”, so Meloni. “Mit Berlusconi hat Italien gelernt, dass es sich niemals Grenzen auferlegen lassen darf. Es lernte, dass es niemals aufgeben darf. Mit ihm haben wir viele Schlachten geschlagen, gewonnen und verloren. Und auch für ihn werden wir die Ziele, die wir uns gemeinsam gesetzt haben, erreichen. Auf Wiedersehen Silvio”, schrieb Meloni. Ihre Regierungskoalition wird von Berlusconis Partei Forza Italia unterstützt.
Berlusconis “rechte Hand” in der Forza Italia, Außenminister Antonio Tajani, sprach von einem enormen Verlust. “Wir haben als Forza Italia die Pflicht, vorwärts zu gehen, auch wenn wir verwundet sind. Wir werden dies unter Berlusconis moralischer und geistiger Führung tun und wir werden nach seinen Hinweisen weiterarbeiten”, sagte Tajani. Erwartet wird, dass Tajani das Ruder der Partei übernehmen wird.
“Wir verlieren einen großen Italiener”, erklärte der Chef der rechten Lega Matteo Salvini. “Der Tod Berlusconis bedeutet das Ende einer Ära, für uns ist sein Ableben ein großer, enormer Schmerz”, sagte Verteidigungsminister Guido Crosetto.
Präsident Sergio Mattarella würdigte Berlusconi als Persönlichkeit, die lange Zeit die italienische Politik geprägt hat. “Berlusconi war ein großer Politiker, der der Geschichte unserer Republik seinen Stempel aufgedrückt hat”, so Mattarella.
Der Papst sendete der Familie Berlusconis ein Beileidstelegramm. Franziskus drückte “seine aufrichtige Anteilnahme an der Trauer über den Verlust eines Protagonisten von Italiens politischem Leben aus, der mit energischem Temperament öffentliche Verantwortung trug”, teilte der Vatikan mit. “Seine Heiligkeit erbittet vom Herrn den ewigen Frieden für ihn und den Trost des Herzens für alle, die um ihn trauern. Ich schließe mich den Beileidsbekundungen mit inbrünstigem Gedenken im Gebet an”, hieß es im Telegramm an die Kinder Berlusconis. Der ehemalige Premierminister hatte fünf Kinder aus zwei Ehen und 16 Enkelkinder.
Auch aus dem Ausland trafen Kondolenzschreiben ein. “Wir kondolieren der Familie und dem italienischen Volk für das Ableben Berlusconis”, sagte der Sprecher der EU-Kommission, Eric Mamer, bei seinem täglichen Briefing. Die Chefin der französischen Partei “Rassemblement National”, Marine Le Pen, schrieb, dass Berlusconi “Italiens politisches Leben zutiefst geprägt hat”. “Er war ein untypischer Politiker mit einem außerordentlichen Leben”, kommentierte Le Pen.
“Wir kondolieren der Familie und dem italienischen Volk für das Ableben Berlusconis”, sagte der Sprecher der EU-Kommission, Eric Mamer, bei seinem täglichen Briefing. Der ungarische Regierungschef Viktor Orbán postete auf Twitter und Facebook ein gemeinsames Foto, unter dem “Riposa in pace, amico mio!” (Ruhe in Frieden, mein Freund!) stand. “Der große Kämpfer ist gegangen”, schrieb der rechtsnationale Ministerpräsident dazu.
Auch die italienischen Opposition würdigte Berlusconis Rolle in der Politik. “Wir haben unterschiedliche Welten vertreten, doch wir waren nie Feinde”, kommentierte der Ex-EU-Kommissionschef Romano Prodi. “Berlusconi hat die Geschichte unseres Landes geschrieben. Sein Tod betrifft uns alle”, betonte der ehemalige Premier und frühere Chef der Demokratischen Partei (PD), Enrico Letta. Auch Berlusconis Fußballclub AC Monza trauert um den Medientycoon, der von 1986 bis 2017 auch Eigentümer des Erstligisten AC Milan war.
Erneuter Krankenhausaufenthalt
Am Freitag war Berlusconi erneut ins Krankenhaus eingeliefert worden. Erst am 19. Mai war der 86-Jährige nach 45 Tagen Aufenthalt aus dem Krankenhaus entlassen worden. Er war wegen einer Lungenentzündung und einer chronischen Leukämie in ärztlicher Behandlung. Zwölf Tage hatte er auf der Intensivstation verbracht.
Anteilnahme aus Südtirol und dem Trentino
In einer ersten Reaktion hat auch die Autonomiegruppe im Parlament ihre Anteilnahme verkündet. Es sei dies nicht der Moment für Polemik und Kritik. “Unser Beileid gilt der Familie, seinen Freunden und Weggefährten”, so SVP-Senatorin Julia Unterberger.
Carlo Vettori, von der Forza Italia in Südtirol, spricht ebenfalls seine Anteilnahme aus. Auch er sieht mit dem Tod von Berlusconi das Ende einer Ära angebrochen.
Vanessa Cattoi, Lega-Abgeordnete aus dem Trentino schließt sich den Beileidsbekundungen an. Sie bezeichnet den Tod des Forza-Italia-Chefs als großen Verlust.
Auch die Trentiner Abgeordnete von Fratelli d’Italia, Alessia Ambrosi, bedauert den Verlust von Silvio Berlusconi.