Sie war einem viel älteren Mann „versprochen“

Erschütternd: Verzweifelte 15-Jährige entgeht Zwangsehe

Dienstag, 11. April 2017 | 07:19 Uhr

Turin – Eine junge Frau, die um der Zwangsverheiratung zu entgehen, sogar versucht hatte, sich selbst umzubringen, fand den Mut, sich ihren Klassenkameradinnen anzuvertrauen. Anschließend wurde die Polizei verständigt.

„Sie wollen mich mit einem viel älteren Mann verheiraten, bitte helft mir“, sprach eine 15-Jährige mit ihrer Familie in Turin im Piemont lebende Ägypterin ins Telefon, nachdem sie die Jugendnotfallnummer 114 gewählt hatte. Die junge Ägypterin war tief verzweifelt, weil sie ihre Eltern mit einem viel älteren Mann, den sie zuvor nie gekannt und gesehen hatte, zwangsverheiraten und sie für den Rest ihres Lebens fort aus Italien nach Ägypten schicken wollten. Die 15-Jährige wollte aber weder heiraten noch Italien verlassen. Sie besucht in Turin die erste Klasse einer Oberschule und weist ein Zeugnis mit ausgezeichneten Noten auf. Aber die schulischen Erfolge des 15-jährigen Mädchens hatten für ihre Eltern, die nur das eine Ziel kannten, ihre Tochter so gut wie möglich zu verheiraten, keinen Wert.

Twitter/Torino

Aber die Jugendliche wollte sich mit diesem allein von Erwachsenen vorbestimmten Schicksal nicht abfinden und begann in der Schule – einem der wenigen Orte, wo sie sich sicher fühlte –, sich ihren Mitschülerinnen anzuvertrauen. Nach dem telefonischen Hilferuf begannen die für Minderjährige zuständige Abteilung der Polizei sowie die Staatspolizei von Mailand im Fall der 15-jährigen Ägypterin zu ermitteln. Nach und nach vertraute sich die 15-Jährige der Leiterin des Kommissariats von Mailand, Alice Rolando, und der Direktorin ihrer Oberschule an und schilderte den beiden bestürzten Frauen ihren Leidensweg.

Twitter/Torino

„Ich bin eine versprochene Braut und die Verlobungsfeier, die an diesem Sonntag stattfinden wird, ist bereits vorbereitet. Meine Mutter wird das Bankett herrichten, während mein zukünftiger Mann das rote Kleid mitbringen wird“, so die verzweifelte junge Ägypterin. Der zutiefst erschütterten Polizistin schilderte die 15-Jährige auch einen Selbstmordversuch. Ihre Mutter hätte sie auch gedroht, nicht mehr zu Schule zu schicken. „Du brauchst sie sowieso nicht, weil dein Mann für dich sorgen wird“, habe ihr die Mutter gesagt und hinzugefügt, dass sie nach Ägypten zu ihrer zukünftigen Schwiegermutter gehen werde.

Twitter/Torino

Kurze Zeit später griffen die Polizisten hart durch, entfernten die junge Ägypterin aus ihrer Familie und brachten sie in einer Wohngemeinschaft für Jugendliche in Sicherheit. Als die Polizistinnen sie später besuchten, fanden sie das junge Mädchen glücklich und fröhlich vor. Die kleine Ägypterin darf nun auch weiterhin die Oberschule besuchen und ihre beste Freundin treffen. Ihre beste Freundin, der sie sich als erste anvertraut und die ihr das Handy geliehen hat, um die Jugendnottufnummer 114 anzurufen. Die beste Freundin, die ihr vielleicht das Leben gerettet hat.

Von: ka