Beobachter sprechen von versuchter Einflussnahme

Ex-Papst tritt vehement gegen Lockerung des Zölibats ein

Dienstag, 14. Januar 2020 | 23:34 Uhr

Rom – Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist vehement gegen eine Lockerung des priesterlichen Eheverbots eingetreten – und kam damit einer in der Zölibatsdebatte erwarteten Entscheidung von Nachfolger Franziskus zuvor. “Ich kann nicht still bleiben!”, schreibt Benedikt zur Frage des Zölibats im Beitrag eines Buchers vom erzkonservativen Kardinal Robert Sarah, aus dem die französische Zeitung “Le Figaro” vorab Auszüge veröffentlichte. Inzwischen hat sich der Papst im Ruhestand aber wieder von dem Buch distanziert und will nicht mehr als Co-Autor aufscheinen. Benedikt spricht sich allerdings weiterhin für die Ehelosigkeit der Priester und Ordensleute aus.

Benedikts Appell werteten Beobachter als ungewöhnlich, zumal er nach seinem spektakulären Rücktritt 2013 Unterordnung unter Franziskus zusagte, berichten deutsche Medien.

Das Buch von Sarah erscheint zu einem heiklen Zeitpunkt, zumal Franziskus bald ein Dokument zur Frage vorlegen will, ob das Priesteramt für verheiratete Männer geöffnet werden soll.

Die Ehe erfordere, dass sich ein Mann völlig seiner Familie hingebe. Doch auch der Dienst für den Herrn erfordere die völlige Hingabe eines Mannes. Deshalb scheine es nicht möglich, diese zwei Berufungen gleichzeitig fortzuführen, erklärt Benedikt XVI.

Entscheidung von Franziskus erwartet

Franziskus will in Reaktion auf das Ergebnis einer Bischofssynode zum Amazonasgebiet im Oktober 2019 ein Dokument zur Frage vorlegen, ob das Priesteramt für verheiratete Männer geöffnet werden soll.

Bei der Bischofssynode hatte sich eine Mehrheit der Teilnehmer für die Priesterweihe verheirateter Männer ausgesprochen, um den Priesterschwund und die Personalkrise in der Kirche zu bekämpfen.

Franziskus gilt zwar als Verfechter des Zölibats, hatte aber auch Mitgefühl mit den Gläubigen in der Region geäußert. Zudem betonte Franziskus, dass es sich bei dem Zölibat um eine Tradition und um kein Dogma handle.

Der italienische Bischof Domenico Mogavero sieht in der Äußerung von Benedikt eine versuchte Einflussnahme auf die bevorstehende Papst-Entscheidung. Buchautor und Vatikan-Spezialist Iacopo Scaramuzzi geht sogar noch weiter und spricht von einem Boykott der Möglichkeit, dass verheiratete Männer zu Priestern geweiht werden können.

Benedikt XVI. hatte bereits im letzten Jahr mit einem umstrittenen Aufsatz  für Aufsehen gesorgt. Darin führte er den massiven sexuellen Missbrauch durch katholische Geistliche auf die sexuelle Revolution der 1960-er Jahre zurück.

Von: mk