Von: ka
Favignana/Sizilien – Jene drei Schwerverbrecher, der 36-jährige Adriano Avolese, der 41-jährige Giuseppe Scardino und der 34-jährige Massimo Mangione, denen vor fünf Tagen der Ausbruch aus dem Hochsicherheitsgefängnis von Favignana, eine zu den Ägadischen Inseln gehörende Insel, gelungen war, konnten am Donnerstag gefasst werden. Entgegen ersten Vermutungen war es den drei Verbrechern, die auf der Insel noch jahrzehntelange Gefängnisstrafen verbüßen müssen, nicht möglich, die Insel zu verlassen und Sizilien zu erreichen.
Der Ausbruch geschah am frühen Samstag zwischen Mitternacht und 3.00 Uhr in der Früh. Nachdem sie ihren vierten Zellengenossen gefesselt hatten, sägten die drei mit einer Feile die Eisenstäbe des Zellenfensters durch. Anschließend stiegen die Flüchtenden auf das Dach, von wo aus sie sich mithilfe eines „Seils“ aus zusammen geknoteten Betttüchern den Boden erreichten. Dank derselben verknoteten Tücher gelang es den drei Gefängnisinsassen, auch die fünf Meter hohe Außenmauer zu überwinden. Um 3.00 wurde Alarm geschlagen. Sofort machte sich ein Großaufgebot von Carabinieri, der Finanz- und Küstenwache und der Gefängnispolizei auf die Suche nach den drei gefährlichen Verbrechern. Die Sorge war nicht unbegründet. Die Flüchtigen – Avolese war wegen Mordes zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe und die beiden anderen wegen mehrerer schwerer Raubüberfälle und versuchten Polizistenmordes zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden – gelten als extrem gewalttätig und gefährlich. Dank intensiver Kontrollen der auslaufenden Fährboote konnte von den Ermittlern eine zuerst vermutete Überfahrt nach Sizilien ausgeschlossen werden. Wegen der hohen See galt auch eine Flucht mit einem Fischer- und Motorboot als unwahrscheinlich.
Am frühen Donnerstag gegen 1.00 Uhr wurde die Suche – es waren unter anderem 60 Carabinieri im Einsatz – von Erfolg gekrönt. Die drei Verbrecher wurden von den Carabinieri dabei erwischt, wie sie sich zwischen den Klippen des Strandes von Punta Longa auf Favignana an einem Boot zu schaffen machten. Als die drei die Carabinieribeamten sahen, stürzten sich zwei von ihnen in einem letzten verzweifelten Fluchtversuch ins Meer, während der dritte landeinwärts das Weite suchen wollte. Aber es war zwecklos. Avolese und Scardino wurden von den Carabinieri aus dem Meer gefischt und verhaftet, während Mangione von den Carabinieri und Beamten der Gefängnispolizei mitten auf einem Feld gestellt werden konnte.
Der Einsatz ist aber noch nicht vorbei. Es wird noch nach jenen Personen gefahndet, die den drei Verbrechern beim Ausbruch geholfen und sie bei der fünftägigen Flucht unterstützt haben. Auf Favignana selbst atmen die Insulaner nach Tagen der Angst auf. Es werden aber Forderungen laut, die Sicherheitsmaßnahmen im Gefängnis zu verschärfen und – wie auch die Gewerkschaft der Gefängnispolizei vorschlägt – das Wachpersonal aufzustocken. Eine Gefährdung der Bewohner von Favignana darf sich nicht mehr wiederholen, so die Insulaner unisono.