Caio Giulio Cesare Mussolini wollte faschistisches Buch vorstellen – VIDEO

Flut negativer Rezensionen: Lokal sagt Urenkel des Duce ab

Donnerstag, 11. April 2019 | 07:19 Uhr

Conselve – Ein Saal in einem Restaurant in Conselve, einem Ort in der Nähe von Padua, hätte am Donnerstagabend jener Ort sein sollen, der für die Vorstellung der Neuauflage des Buches „La dottrina del Fascismo“ vorgesehen war. Der Tisch und der Saal waren allein für diesen Zweck für keinem Geringeren als dem Urenkel des Duce, Caio Giulio Cesare Mussolini, vorgemerkt worden.

Aber es kam ganz anders. Nachdem der Ort der Buchpräsentation in Venetien die Runde gemacht hatte, begannen Aktivisten die Facebook- und TripAdvisor-Seite des Lokals mit negativen Kommentaren und Rezensionen zu fluten. Zuletzt sah sich der Inhaber des Lokals, der nichts vom Titel und Inhalt des Buches gewusst hatte, gezwungen, die Vormerkung für das Abendessen zu annullieren.

Facebook/Caio Mussolini

Die Vorgeschichte der heftigen Polemik begann vor wenigen Tagen, nachdem der lokale Ableger der Partei Fratelli d’Italia – jene Partei, für die sich der Urenkel des Duce für einen Sitz im EU-Parlament bewirbt – einen Saal mit einem Abendessen im Restaurant „Rosa“ in Conselve vorgemerkt hatte. Das Buch – eine Neuauflage des Werks „La dottrina del Fascismo“ – sowie jene Person, die zur Vorstellung eingeladen war – der Urenkel des Duce, Caio Giulio Cesare Mussolini – hatten es aber in sich. „La dottrina del Fascismo“, das als eigenhändig von Mussolini geschriebenes Werk im Jahr 1932 erschienen war, wurde erst vor Kurzem neu aufgelegt. Das Buch gilt bis heute als „Bibel und Leitfaden des Faschisten“. Für noch größeres Aufsehen sorgte hingegen die Person Caio Giulio Cesare Mussolini. Der 50-Jährige gab erst kürzlich bekannt, für die rechte Partei Fratelli d’Italia für die Wahl für einen Sitz im EU-Parlament anzutreten. Die Kandidatur des Urenkels des Duce, der den Nachnamen seines „berühmt, berüchtigten“ Urgroßvaters trägt, erweckte weit über Italien hinaus großes Aufsehen. Daher war es auch kein Wunder, dass die Vorstellung des Buches zusammen mit seiner Anwesenheit schnell bekannt wurden.

Nachdem der Ort der Buchpräsentation in Venetien die Runde gemacht hatte, begannen Aktivisten die Facebook- und TripAdvisor-Seite des Lokals mit negativen Kommentaren und Rezensionen zu bombardieren. Wortmeldungen wie „Sie beherbergen Tagungen von Nazis, eine Schande“ oder „Es ist unannehmbar, Faschisten im eigenen Lokal aufzunehmen“, gehörten noch zu den mildesten Kommentaren. Auch die nationale Partisanenvereinigung Anpi sowie Studentenbewegungen übten heftige Kritik. Zuletzt sah sich der Inhaber des Lokals, der nichts vom Titel und Inhalt des Buches gewusst hatte, gezwungen, das Abendessen und die Vormerkung für den Saal, der für die Präsentation der Neuauflage der „Doktrin des Faschismus“ vorgesehen war, abzusagen.

„Werte Herrschaften, ruhig Blut, wir hatten von den Nebenaspekten des Abendessens keine Kenntnis. Für uns war es nur die Vorstellung eines Buches, von dessen Titel wir keine Kenntnis hatten. Weil wir unpolitisch sind, haben wir entschieden, zu unserem wirtschaftlichen Schaden das Abendessen abzusagen. Wir bitten freundlich darum, sich vor dem Fällen von Urteilen zuerst zu informieren“, so die Inhaber des Restaurants „Rosa“ von Conselve auf der hauseigenen Facebook-Seite.

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„Es tut mir für den Lokalinhaber für das, was in den sozialen Netzwerken geschehen ist, leid“, meinen Quellen, die Caio Mussolini nahestehen. Im gleichen Atemzug teilten dieselben Quellen mit, dass Caio Giulio Cesare Mussolini auf jeden Fall nicht hingegangen wäre, weil er als Kandidat von Fratelli d’Italia in Süditalien im EU-Wahlkampf gebunden sei.

Der Inhaber des Lokals „Rosa“ von Conselve kann nun aufatmen. Die Polemik um die Buchvorstellung und um den Auftritt des Urenkels des Duce zeigt aber einmal mehr, wie sehr im Gegensatz zum bisher noch müden EU-Wahlkampf in Südtirol das Kräftemessen zwischen den italienischen Parteien bereits an Schärfe gewonnen hat. Dabei hat ein 50-Jähriger, der diese Abstammung und diesen Nachnamen vorweisen kann, auch heutzutage leider einen Vorteil und gute Chancen, ins EU-Parlament gewählt zu werden.

Von: ka