Neues Dekret soll zweite Welle stoppen – VIDEO

Gesichtsmasken im Freien, Sperrstunde und hohe Strafen

Sonntag, 04. Oktober 2020 | 08:00 Uhr

Rom/Bozen – Wie auch international anerkannt wird, gelingt es verglichen mit anderen Ländern wie Spanien, Österreich und Frankreich Italien derzeit noch, die Anzahl der Neuansteckungen mit dem Coronavirus auf ein annehmbares Maß zu beschränken.

Die steigenden Ansteckungen mit SARS-CoV-2 – am Samstag wurden italienweit 2.844 neue Fälle gemeldet – und insbesondere die in den verschiedenen Bildungseinrichtungen aufgetretenen Corona-Fälle – 917 italienische Schulen weisen mindestens eine Neuansteckung auf – veranlassen die römische Regierung jedoch nun dazu, ein neues Dekret zu verabschieden.

ANSA/MAURIZIO BRAMBATTI

Die steigende Anzahl der Neuansteckungen und nicht zuletzt die Warnungen verschiedener Experten, die von „entscheidenden Wochen“ sprechen und vor einem „schwierigen Winterhalbjahr“ warnen, lösen in der römischen Regierung Alarmstimmung aus. Laut den führenden Epidemiologen und Virologen sind die meisten Neuinfektionen auf die nach der Sommerpause erfolgte Rückkehr zum „normalen Leben“ sowie auf die Öffnung der Schulen zurückzuführen.

Um einen weiteren gefährlichen Anstieg, der in besonders betroffenen Gebieten zu einer erneuten „Stilllegung“ des öffentlichen Lebens und der Schließung von Schulen und Betrieben führen würde, beschloss die Regierung nicht nur, das Parlament um eine Verlängerung des Corona-Notstands bis zum 31. Januar nächsten Jahres zu ersuchen, sondern auch ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das neue Corona-Einschränkungen vorsieht, zu verabschieden. Zu diesem Zweck wird Ministerpräsident Giuseppe Conte bis spätestens Mittwoch ein neues Dekret des Präsidenten des Ministerrates unterschreiben.

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Das Dekret, das Gesundheitsminister Roberto Speranza am Dienstag dem Parlament vorstellen wird, sieht verschiedene neue Coronaeinschränkungen vor. Die wohl wichtigste Neuerung dürfte die geplante Rückkehr der Vorschrift, auch im Freien eine Gesichtsmaske zu tragen, sein. Sinn und Zweck dieser Maßnahme, die bereits heute in den beiden Regionen Latium und Basilikata gilt, ist besonders die Ausbreitung des Coronavirus unter den jungen Leuten, die sich im Umfeld der Schulen und in den Ausgehvierteln treffen, einen Riegel vorzuschieben. Diese Vorschrift soll letzten Erkenntnissen zufolge auch rigoros durchgesetzt werden. Im Falle einer Missachtung sollen wie in Latium Geldbußen von 500 bis 3.000 Euro fällig werden.

Facebook/Corpo di Polizia Locale di Roma Capitale

Während sich an anderen Vorschriften wie das Waschen und Desinfizieren der Hände sowie an der Einhaltung des Mindestabstands von einem Meter grundlegend nichts ändert, sollen Veranstaltungen in geschlossenen Räumen in jedem Fall auf maximal 200 Personen beschränkt werden. Dies soll für Kino- und Konzertsäle, aber auch für Hochzeiten gelten. Die Diskotheken hingegen sollen auch weiterhin geschlossen bleiben. Im Freien hingegen sollen sich für Veranstaltungen aller Art höchstens 1.000 Personen gemeinsam treffen dürfen.

Facebook/Corpo di Polizia Locale di Roma Capitale

Zur Senkung des Ansteckungsrisikos sollen in den öffentlichen Verkehrsmitteln die Anzahl der Passagiere auf 80 Prozent der vorhandenen Sitzplätze reduziert werden. Letzten Informationen zufolge soll sich die Regierung im Falle steigender Corona-Zahlen die Möglichkeit vorbehalten, für Lokale jeglicher Art eine Sperrstunde einzuführen. Ab 22.00 oder 23.00 werden in diesem Fall die Lokale geschlossen sein. Zudem soll das neue Dekret bei Eintreten einer besorgniserregenden Entwicklung der Epidemie eine Kontingentierung des Zutritts zu den Geschäftslokalen sowie gegebenenfalls eine Reduzierung der Sitzplätze in den Lokalen vorsehen. Zugleich sollen bei drohender Gefahr, dass die Epidemie außer Kontrolle gerät, Zusammenkünfte von Personen weiter eingeschränkt werden.

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Diese Maßnahmen werden für das ganze Staatsgebiet – also auch für Südtirol – gelten. Ziel aller Einschränkungen ist, den Anstieg der Neuansteckungen mit dem Coronavirus einzubremsen, aber gleichzeitig die Wirtschaft zu schützen, ein den Umständen entsprechendes „normales“ öffentliches Leben zu erhalten, die Fortführung des Schulbetriebs zu gewährleisten und – für Südtirol besonders wichtig – eine Reisewarnung zu vermeiden. Ob Italien – und Südtirol – dieser Drahtseilakt, der einem Tanz auf des Messers Schneide gleicht, gelingen wird?

Von: ka