Warum saß Salvatore „Turi“ La Motta[63] nicht im Gefängnis? – VIDEO

Grausame Bluttat: Mafioso ermordet während des Hafturlaubs zwei Frauen

Montag, 13. Februar 2023 | 08:00 Uhr

Riposto – Einen Tag nach dem zweifachen Frauenmord steht die sizilianische Kleinstadt Riposto noch immer unter Schock.

Besonders bedrückend ist die Tatsache, dass der Mörder, der 63-jährige, zu lebenslänglicher Haft verurteilte Mafioso Salvatore „Turi“ La Motta, seinen ihm wegen guter Führung gewährten Hafturlaub dazu missbrauchte, die 48-jährige Carmela „Melina“ Marino und die 50-jährige Santa Castorina mit Kopfschüssen zu töten. Nach den Morden an den beiden Frauen richtete der 63-Jährige vor der Carabinieristation die Waffe gegen sich selbst. Die Carabinieri versuchen nun zu ergründen, welche Verbindung zwischen den beiden Frauen und dem Cosa Nostra-Mitglied bestand.

Ergastolano in permesso uccide due donne e si suicida

Ergastolano in permesso uccide due donne e si suicidaA Riposto, nel Catanese, un ergastolano in permesso premio ha ucciso due donne, poi si è suicidato davanti alla caserma dove era andata a costituirsi. Era il fratello del capomafia della zona. L'inviato Riccardo Porcù per il Tg3 delle 19 dell'11 febbraio 2023

Posted by Tg3 on Saturday, February 11, 2023

Die Ermittler von Catania sind sich sicher, dass es zwischen den beiden Frauen – die 48-jährige Carmela „Melina“ Marino und die 50-jährige Santa Castorina – und ihrem Mörder eine Verbindung gab. Der 63-jährige, zu lebenslänglicher Haft verurteilte Mafioso Salvatore „Turi“ La Motta befand sich aufgrund guter Führung in Hafturlaub und hätte am Samstagabend eigentlich wieder in das Gefängnis von Augusta zurückkehren müssen.

Stattdessen tötete er vor seinem Selbstmord zwei Frauen. Sein erstes Opfer war Carmela „Melina“ Marino. An der Strandpromenade von Riposto ging er am Samstagmorgen gegen 8.30 Uhr geradewegs auf die 48-Jährige, die dort mit dem Auto angekommen war, um an einer Tankstelle zu tanken, zu. Er öffnete die Fahrertür und schoss der Frau, die noch am Steuer ihres Fahrzeugs saß, direkt ins Gesicht. Carmela „Melina“ Marino war auf der Stelle tot. Von dort floh er in das Zentrum der kleinen Hafenstadt, um seinem zweiten Opfer, Santa Castorina, aufzulauern. Die 50-Jährige war kurz zuvor aus ihrem geparkten Fiat Panda gestiegen, um einige kleine Besorgungen zu erledigen, als sie von La Motta entdeckt und eingeholt wurde.

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Der geübte Mafiakiller zog erneut seine Waffe und streckte Santa Castorina mit einem Kopfschuss nieder. Passanten versuchten vergeblich, die Frau zu retten. Sie erlag noch am Tatort ihrer schweren Schussverletzung. Nach den beiden kurz hintereinander verübten Morden wurde nach dem Täter eine intensive Fahndung eingeleitet.

Nachdem Salvatore „Turi“ La Motta eine Zeitlang durch die Kleinstadt geirrt war, begab er sich gegen Mittag zur örtlichen Carabinierikaserne, um sich zu ergeben. Trotz mehrmaliger Aufforderung durch die Carabinieri, jede sinnlose Geste zu vermeiden und seinen Revolver fallenzulassen, fuhr der Mafioso aber fort, mit erhobenen Händen, aber mit der Waffe in der Hand, auf der Straße vor der Carabinieristation zu stehen. Mit der letzten Kugel, die sich noch im Revolver befand, richtete sich Salvatore „Turi“ La Motta schließlich selbst.

ANSA/Orietta Scardino

Salvatore „Turi“ La Motta war für die Justiz ein „alter Bekannter“. Gleich wie sein älterer Bruder Benedetto La Motta, der wegen Mordes ebenfalls zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden war, gehörte auch Salvatore der Cosa Nostra an. Als herausragende Mitglieder des Mafia-Clans der Santapaola-Ercolano von Catania hatten die La Motta-Brüder im Norden von Catania verschiedene Verbrechen begangen.

Weil er Teil der Gruppe von Mafiakillern gewesen war, die am 4. Januar 1992 den damaligen Capo von Giarre, Leonardo Campo, ermordet hatten, war Salvatore „Turi“ La Motta vom Schwurgericht von Catania zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nachdem er einen Teil seiner Haftstrafe im Gefängnis abgesessen hatte, war dem 63-Jährigen die sogenannte Halbfreiheit gewährt worden. Um arbeiten zu können, durfte er tagsüber das Gefängnis verlassen, musste aber abends wieder in die Haftanstalt zurückkehren. Er wurde aber dazu verpflichtet, in seinem Heimatort Riposto zu wohnen. Neben dieser Haftvollzugserleichterung erhielt Salvatore wegen guter Führung ab und zu auch Hafturlaube.

Die Carabinieri versuchen nun zu ergründen, welche Verbindung zwischen den beiden Frauen und ihrem Mörder bestand und welches Motiv Salvatore La Motta hatte, Carmela und Santa zu ermorden. Um alle Details in Erfahrung zu bringen, werten die Ermittler der Carabinieri die Aussagen verschiedener Zeugen sowie alle betreffenden Chateinträge in den sozialen Netzwerken aus. Durchgesickerten Informationen zufolge scheint gesichert, dass das erste Opfer, Carmela „Melina“ Marino, mit Salvatore La Motta eine intime Beziehung pflegte. Santa Castorina hingegen war mit dem ersten Opfer befreundet.

Die Ermittler schließen nicht aus, dass Carmela Marino ihre Beziehung zu La Motta beenden wollte. Diese Entscheidung könnte sie ihrer Freundin Santa mitgeteilt haben. Die Absicht, das Verhältnis mit ihm zu beenden, könnte in diesem Sinne Salvatore „Turi“ La Motta dazu veranlasst haben, nicht nur seine Liebhaberin, sondern auch deren Freundin, die er womöglich für das Ende der Beziehung verantwortlich machte, zu „bestrafen“. Angesichts seines Lebenslaufs als Cosa Nostra-Mitglied und Mafiakiller könnte diese „Strafe“ nur aus der Ermordung der beiden Frauen bestanden haben.

Am Sonntag wurde sein Fahrer, der 55-jährige Luciano Valvo, wegen Beihilfe zum Mord festgenommen. Luciano Valvo hatte Salvatore La Motta mit seinem schwarzen Golf nicht nur zum Hafen gebracht, sondern hatte ihn nach dem ersten Mord sogar ins Zentrum der Kleinstadt gefahren. Seine Aussage könnte die wahren Zusammenhänge zwischen den beiden Morden und die wahren Absichten von La Motta aufdecken.

Duplice femminicidio a Riposto, fermato un possibile complice

Duplice femminicidio a Riposto, fermato un possibile compliceSgomento a Riposto, in provincia di Catania, dove ieri un ergastolano in semilibertà ha ucciso due donne e si è suicidato. Fermato un uomo per concorso in omicidio.L'inviato Riccardo Porcù per il Tg3 delle 14:15 del 12 febbraio 2023

Posted by Tg3 on Sunday, February 12, 2023

Nach den beiden Morden ordnete der italienische Justizminister Carlo Nordio eine Untersuchung an. Ziel dieser dringenden Untersuchung dürfte die Beantwortung der Frage sein, warum ausgerechnet dem gefährlichen Mafiakiller Salvatore „Turi“ La Motta Hafterleichterungen wie die Halbfreiheit und Urlaube gewährt worden waren.

Diese Frage wollen auch viele Italiener beantwortet wissen. Nicht zuletzt wegen des Hungerstreiks, in dem sich der italienische Anarchist Alfredo Cospito seit fast vier Monaten befindet, wird in der italienischen Öffentlichkeit heftig über Haftbedingungen debattiert. Dabei stehen sich Gegner und Befürworter des harten Gefängnisregimes, das vom „Artikel 41 bis“ geregelt wird, unversöhnlich gegenüber.

Beobachter glauben, dass der zweifache Frauenmord von Riposto den Befürwortern scharfer Haftbedingungen neue Nahrung gibt. Es ist eine einfache Rechnung, die die Italiener, insbesondere die Frauen, machen. Hätte Salvatore „Turi“ La Motta seine Strafe im Gefängnis verbüßt, wären Carmela „Melina“ Marino und Santa Castorina noch am Leben.

Von: ka