Von: ka
Sant’Antimo – Die Kleinstadt Sant’Antimo nördlich von Neapel ist am Donnerstag in den frühen Morgenstunden Schauplatz eines grausamen Doppelmordes geworden.
Kurz hintereinander wurden der 29-jährige Luigi Cammisa und die 24-jährige Maria Brigida Pesacane mit mehreren Kugeln erschossen. Der mutmaßliche Mörder, bei dem es sich um den Schwiegervater der beiden Opfer handeln soll, stellte sich kurz nach Mittag den Carabinieri. Über das Motiv, das den 44-jährigen Raffaele Caiazzo dazu veranlasst haben soll, seinen Schwiegersohn und seine Schwiegertochter zu erschießen, schweigen sich die Ermittler zwar noch aus, aber Raffaele Caiazzo hat Gerüchten zufolge offenbar den Verdacht gehegt, dass Luigi und Maria Brigida eine Liebesbeziehung eingegangen wären.
Es war am Donnerstagmorgen gegen 6.30 Uhr, als bei den Carabinieri ein Notruf einging. Anwohner eines Platzes im Zentrum der Kleinstadt berichteten, mehrere Schüsse gehört zu haben. Als die Carabinieribeamten am Tatort in der Piazzetta Sant’Antonio eintrafen, lag der 29-jährige Luigi Cammisa bereits tot auf der Straße.
Einer ersten Rekonstruktion zufolge hatte der Mörder, der offensichtlich die Arbeitszeiten und die Gewohnheiten seines Opfers gut kannte, dem 29-jährigen Bauarbeiter, der auf dem Weg zur Arbeit gerade seine Wohnung verlassen hatte, aufgelauert und auf ihn aus einem Revolver mehrere Kugeln abgefeuert. Luigi Cammisa hatte keine Chance, den Feuerüberfall zu überleben.
In denselben Minuten drangen Carabinieri in eine nur wenige Hundert Meter vom ersten Tatort entfernte Wohnung ein. In der Wohnung entdeckten sie die Leiche der 24-jährigen Maria Brigida Pesacane. Die junge Frau war im Badezimmer mit mehreren Kugeln getötet worden. Ihre beiden kleinen Kinder im Alter von zwei und vier Jahren, die durch die Schüsse aufgewacht waren und wahrscheinlich den Tod ihrer Mutter miterlebt hatten, standen unter Schock. Die beiden, die zum Glück unverletzt waren, wurden von den Carabinieri in Sicherheit gebracht und Sozialbetreuern übergeben.
Da die beiden Morde in derselben Kleinstadt geschehen waren und weil die beiden Opfern miteinander verwandt waren – Luigi Cammisa und Maria Brigida Pesacane waren jeweils mit der Tochter und dem Sohn des 44-jährigen Raffaele Caiazzo verheiratet – ahnten die Ermittler sofort, dass zwischen den beiden Bluttaten eine Verbindung bestand. Der 44-jährige, der einige kleinere Vorstrafen besitzt, galt von Anfang an als Hauptverdächtiger für den Doppelmord. Raffaele Caiazzo, der zunächst unauffindbar war, wurde umgehend zur Fahndung ausgeschrieben.
Kurz nach Mittag stellte sich der Schwiegervater der beiden Opfer in der Kaserne von Gricignano di Aversa den Carabinieri. Nach einem ersten Verhör wurde der 44-Jährige in Gewahrsam genommen.
Über das Motiv, das den 44-jährigen Raffaele Caiazzo dazu veranlasst haben soll, seinen Schwiegersohn und seine Schwiegertochter zu erschießen, schweigen sich die Ermittler zwar noch aus, aber Raffaele Caiazzo hat offenbar Gerüchten zufolge den Verdacht gehegt, dass Luigi und Maria Brigida eine Liebesbeziehung eingegangen wären. Luigi Cammisa und Maria Brigida Pesacane hatten vor mehreren Jahren jeweils die Tochter und den Sohn von Raffaele Caiazzo – Anna und Alfredo – geheiratet. Aus den beiden Ehen waren jeweils zwei Kinder hervorgegangen. Wie die beiden kleinen Kinder von Maria Brigida waren auch die beiden zwei und sieben Jahre alten Söhne von Luigi unverletzt geblieben.
In Sant’Antimo kursierten seit geraumer Zeit Gerüchte, dass zwischen Luigi Cammisa und Maria Brigida Pesacane eine Liebesbeziehung bestanden habe. Für den Schwiegervater waren diese Verdächtigungen, die seinen Stolz verletzten und ihn in seinen Augen zum Gespött vieler Einwohner der kleinen Stadt in der Provinz Neapel machten, eine Quelle stetigen Grolls und Ärgers.
In der Vergangenheit soll es zwischen den Paaren selbst und auch mit dem Schwiegervater mehrfach zu heftigen Streitigkeiten gekommen sein. Den Ermittlern zufolge könnte der Ärger über diese Beziehung, die die Ehen seiner Tochter und seines Sohns langsam zerstörten, mit der Zeit in regelrechten Hass umgeschlagen sein. Laut dieser Vermutung habe Raffaele Caiazzo beschlossen, diesen seiner Ansicht nach „unhaltbaren Zustand“ einmal für alle aus der Welt zu schaffen. Er soll zuerst Luigi und wenige Minuten später Maria Brigida mit derselben Waffe erschossen haben.
Nach dem grausamen Doppelmord an zwei jungen Menschen steht Sant’Antimo unter Schock. Da die hochschwangere 29-jährige Giulia Tramontano, die in Senago bei Mailand von ihrem Freund erstochen worden war, ebenfalls ursprünglich aus der Kleinstadt nördlich von Neapel stammte, war in Sant’Antimo seit Tagen große Trauer zu spüren. Um der jungen Frau und dem ungeborenen Kind zu gedenken, fand am Donnerstagabend ein Trauerumzug statt.