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Grausamer Mord: Italiener sagen „Basta“

Donnerstag, 10. September 2020 | 08:08 Uhr

Colleferro – Auch fünf Tage nach dem grausamen Mord an den angehenden Koch Willy Monteiro Duarte steht in Colleferro und in Paliano – dem Heimatort des 21-jährigen Opfers – das öffentliche Leben noch immer still. Während die vier mutmaßlichen Täter in Untersuchungshaft sitzen, sind die Staatsanwaltschaft und die Carabinieri intensiv damit beschäftigt, Zeugenaussagen zu vergleichen und Videomaterial auszuwerten.

Im Kerker zerfiel der Zusammenhalt der berüchtigten „Bande von Artena“ schnell. Vor dem Richter beschuldigten sich die Gewalttäter gegenseitig, die tödlichen Schläge und Fußtritte ausgeführt zu haben. Mehrere Zeugenaussagen belasten aber Belleggia, die Brüder Bianchi und Mario Pincarelli schwer. Zwei Augenzeugen gaben an, dass Mario Pincarelli den 21-Jährigen zuerst mit der Faust auf den Kopf geschlagen und Francesco Belleggia ihm anschließend mit einer Karate-ähnlichen Bewegung mit dem Fuß in das Gesicht getreten hätte. Da Belleggia Karate betreibt, kommt letzterer Aussage eine ganz besondere Bedeutung zu.

Andere Zeugen erzählten den Ermittlern, dass die Brüder Bianchi auf den bereits am Boden liegenden Willy Monteiro Duarte eingetreten und eingeprügelt hätten. Ein Foto, das die Anwesenheit aller vier Männer am Tatort bestätigt, und ein Video, das alle mutmaßlichen Täter schwer belasten soll, runden das schreckliche Bild eines absurden und grausamen Mordes ab.

Von der Autopsie, die am Mittwochnachmittag stattfand, erhoffen sich die Ermittler weitere Erkenntnisse. Von ihrem Ergebnis könnte abhängen, wem der vier Männer die Hauptschuld am gewaltsamen Tod des 21-jährigen, ursprünglich von den Kapverden stammenden Opfers angelastet werden wird. Alle vier werden des vorsätzlichen Mordes beschuldigt.

Im Raum steht auch der erschwerende Tatbestand des Rassismus. Laut einigen Ermittlungserkenntnissen hätten zumindest einige der Tatverdächtigen in der Vergangenheit in den sozialen Netzwerken mehrmals klar rassistische Einträge gepostet. Die dunkle Hautfarbe des Opfers – so der Verdacht – könnte die rechtsextremen Täter zu besonderer Grausamkeit verleitet haben.

Der grausame Mord – Beobachter sprechen von einer der absurdesten und schrecklichsten Bluttaten der vergangenen Jahre – wurde von vielen Politikern und Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben Italiens auf das Schärfste verurteilt.

Deutliche Worte fand das vielleicht bekannteste Paar Italiens – der Musiker Fedez und die Influencerin Chiara Ferragni – auf Instagram. Sie meinen, dass die „faschistische Kultur, mit der das Land nie ganz gebrochen habe“, schuld am Tod von Willy Monteiro sei. Andere italienische Musiker wie Emma Marrone und Levante sowie Sportler wie der ehemalige Fußballspieler Claudio Marchisio äußerten sich in ähnlichem Sinne.

Diesen Worten stimmen viele auch Italiener, die zur Gewalt „Basta“ sagen wollen, zu.

Von: ka