Von Abwasserkanal Tunnels zu Banken und Juwelierläden gegraben – VIDEO

Großer Aufwand – keine Beute: Carabinieri legen „Tunnelbande“ das Handwerk

Mittwoch, 24. Oktober 2018 | 07:13 Uhr

Neapel – Den Carabinieri gelang es, einer seit Langem gesuchten Räuberbande das Handwerk zu legen. Die Besonderheit und Spezialität der Bande – sie wurde deshalb in den lokalen Medien „Tunnelbande“ genannt – war, vom unterirdischen Abwasserkanalnetz von Neapel aus, Tunnels zu Banken und Juwelierläden zu graben, um diese dann auszurauben.

ANSA/CARABINIERI

Nach einer langen und aufwendigen von der Staatsanwaltschaft von Neapel koordinierten Ermittlungsarbeit schlugen die Carabinieri von Neapel zu und nahmen in der Nacht vom Montag auf den Diensttag insgesamt zwölf Personen fest. Dem Dutzend Festgenommenen werden unterschiedliche Straftaten wie Bildung einer kriminellen Vereinigung, illegaler Waffenbesitz, Raub, erschwerter Diebstahl und Hehlerei zur Last gelegt.

Die zwölf von den Carabinieri Verhafteten waren allesamt Mitglieder einer Räuberbande, die auf das Ausrauben von Banken und Schmuckwarengeschäften spezialisiert war. Insgesamt werden der kriminellen Vereinigung zwischen Neapel und Umgebung sechs Coups – alle konnten von den Carabinieri rechtzeitig verhindert werden –, die bei ihrem Gelingen der Räuberbande „Einnahmen“ von Hunderttausenden von Euro gebracht hätten, zur Last gelegt.

ANSA/CARABINIERI

Es war gerade einer der misslungenen Raubüberfälle – jener auf das Juweliergeschäft Bulgari in der Via dei Mille von Neapel – der im Jänner 2017 die Carabinieri auf die Spur der Räuber führte. Dank der „tätlichen Hinterlassenschaften“ der Räuber – ein enormes Loch – und der Aufnahmen der Überwachungskamera gelang es den Carabinieri, die Vorgangsweise der Räuberbande und die Aufgabenteilung innerhalb der Bande zu erkennen sowie einen Teil ihrer Mitglieder zu identifizieren.

Obwohl ihrer „Arbeit“ am Ende kein Erfolg beschieden war, gelten alle Bandenmitglieder als Meister ihres Fachs. Zuerst wurden alle „architektonischen Hindernisse“, wie Betonmauern und eventuelle Gitter, des Ziels genauestens studiert. Dann suchten „Spezialisten des Lokalaugenscheins“ die Bank oder den Schmuckwarenladen auf, um penibel genau alle möglichen Eingangswege und Fluchtwege zu kartieren und Lage sowie Ausmaße des zu realisierenden Tunnels zu vermessen. Am Ende kamen unter der Leitung eines Kenners des neapolitanischen Abwasserkanalnetzes die „Tunnelgraber“ zum Einsatz. Die Männer der Bande, die den eigentlichen Tunnel gruben, standen während ihrer ganzen Grabarbeit über ein Handsprechfunkgerät immer mit den „Schmierestehern“, die an der Oberfläche die Umgebung genau beobachteten und die „Graber“ vor möglichen „Störungen“ warnen sollten, in Verbindung.

ANSA/CARABINIERI

Nach Fertigstellung des Tunnels, dessen Bau auch mehrere Monate in Anspruch nehmen konnte, zogen sich die Kriminellen Gummistiefel und Overall an und drangen maskiert und mit einer Pistole bewaffnet über den Tunnel in die Bank oder in das Juweliergeschäft ein. Dort überraschten sie die Angestellten und ließen sich von ihnen unter Gewaltandrohung Tresore und Schmuckvitrinen öffnen.

Aber sie hatten nicht die Rechnung mit den Carabinieri gemacht. Noch während der Ermittlungen gegen die gesamte Bande konnten drei ihrer Mitglieder während eines Überfalls in flagranti verhaftet werden. In der Nacht auf den Dienstag klickten dann auch für die anderen Bandenmitglieder – unter ihnen auch ein Angestellter des Abwasserdienstes der Stadtgemeinde Neapel sowie ein Wachmann – die Handschellen. Außer drei Personen – darunter auch die einzige Frau der Bande – für die vonseiten der ermittelnden Staatsanwaltschaft der Hausarrest angeordnet worden war, wurden alle Festgenommenen, die außer der Frau allesamt bereits polizeibekannt waren, in eine Haftanstalt überstellt. Im Rahmen des Zugriffs gelang es den Carabinieri, auch verschiedenes, bei den Raubversuchen verwendetes Material, wie Uniformen der italienischen Post sowie privater Wach- und Schließdienste, einen Presslufthammer, mehrere Bohrer sowie Bergarbeiterlampen zu beschlagnahmen.

So viel Aufwand und Fantasie und so wenig Beute, lautete der Kommentar eines unbekannten Internetnutzers. Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.

 

Von: ka