Segelschiff mit 51 Kurden an Bord vor Küste auf Grund gelaufen - VIDEO

Großes Lob: Dorfbewohner retten Flüchtlingen das Leben

Sonntag, 13. Januar 2019 | 08:25 Uhr

Torre Melissa – Am frühen Donnerstagmorgen lief vor der ionischen Küste Kalabriens ein Segelschiff mit 51 kurdischen Flüchtlingen an Bord in schwerer See auf Grund. Die Angestellten eines nahen Feriendorfes und die Einwohner von Torre Melissa, eines kleinen Dorfes in der Nähe von Crotone, zögerten keine Sekunde, um die schiffbrüchigen Kurden vor dem Ertrinken zu retten.

ANSA/QUOTIDIANO DEL SUD – GIUSEPPE PIPITA

Es war gegen 4.00 Uhr am frühen Donnerstagmorgen, als die wenigen Angestellten einer Hotelanlage und die Dorfbewohner des kleinen kalabrischen Küstenortes Torre Melissa verzweifelte Hilferufe vernahmen. Da die Schreie vom Meer her kamen, eilten die Einwohner von Torre Melissa zusammen mit ihrem Bürgermeister, Gino Murgi, sofort zum Strand. Es waren grausame Bilder, die sie sahen. Mitten in der Nacht war ein Segelschiff mit 51 Kurden an Bord kurz vor der Küste in rauer See auf Grund gelaufen, wodurch die Flüchtlinge auf dem Schiff, das infolge des hohen Wellengangs nun zu zerschellen drohte, gefangen worden waren.

ANSA/QUOTIDIANO DEL SUD – GIUSEPPE PIPITA

Die Dorfbewohner von Torre Melissa zögerten keinen Moment, sich in die bitterkalten Wellen zu werfen, um den Verzweifelten, von denen viele nicht schwimmen konnten, zu helfen. Ohne die bereits verständigten Rettungskräfte abzuwarten, ließen sie auch das kleine Boot des Hotels zu Wasser. Damit gelang es einer Gruppe von Ersthelfern, sechs Frauen und mehrere Kinder sicher zum Ufer zu bringen.

In der Zwischenzeit trafen am Unglücksort auch das Rote Kreuz, die Feuerwehr, die Hafenbehörde sowie die Ordnungshüter ein. Dank aller Helfer und Rettungskräfte konnte die Evakuierung der Flüchtlinge vom gekenterten Segelschiff mit Erfolg beendet werden. Nachdem sie das Weinen eines Kindes vernommen hatten, retteten Beamte der Finanzwache der Marine ein wenige Monate altes Kind und seine Mutter aus dem Inneren des Schiffs.

Guardia di Finanza Reparto Operativo Aeronavale Vibo Valentia

Zusammen mit den anderen Geretteten wurden die Frau und das Kleinkind von den Rettungskräften in das nahe Hotel geleitet. Die Angestellten des Hotels nahmen die Heizung in Betrieb und stellten den Flüchtlingen Decken, Nahrung und warme Getränke zur Verfügung. Nach einem Flüchtling, der sich laut Angabe der Schiffbrüchigen ins Meer gestürzt hatte, wurde umgehend eine Suchaktion eingeleitet. Von ihm fehlt bisher noch immer jede Spur.

Am späten Donnerstagvormittag wurden alle Flüchtlinge zur Identifizierung in das Erstaufnahmezentrum Sant’Anna in der Nähe von Crotone transportiert. Am selben Tag wurden auch die mutmaßlichen Schlepper – bei ihnen handelt es sich um zwei russische Staatsbürger – verhaftet. Sie hatten kurz vor der Landung das Schiff sich selbst überlassen und sich mit einem Boot in Sicherheit gebracht. Daraufhin waren sie so dreist gewesen, in einem anderen Hotel als normale Gäste einzuchecken. Zu ihrem Pech verständigte aber ein Portier, dem die vorgelegten Dokumente sowie das Aussehen der beiden Russen verdächtig vorgekommen waren, die Carabinieri. Der Portier brachte die nichtsahnenden Russen auf ihr Zimmer und sperrte sie dort ein. Die Schlepper wurden später von den Carabinieribeamten festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt.

ANSA

Die Gemeinschaft von Torre Melissa hingegen erfuhr für die Rettung der Flüchtlinge und für ihre Hilfsbereitschaft vom UNHCR (Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Anmerkung der Redaktion) höchstes Lob.

Von: ka