Von: ka
Bereguardo – Die kleine Gemeinde Bereguardo bei Pavia war Schauplatz eines Vorfalls, der leicht in eine Tragödie hätte enden können. Offenbar, weil ihm seinen Aussagen nach die Musik zu laut war, nahm ein 59-jähriger Mann sein Luftdruckgewehr zur Hand und gab von der Terrasse seines Hauses aus auf die Konzertbühne mehrere Schüsse ab. Der Gitarrist der Metal Band Burial of Babylon wurde an seiner Schulter von einer Kugel getroffen. “Irgendwann sah ich Blut an meiner Schulter. Ich hätte sterben können, aber um keine Panik zu verursachen, habe ich weitergespielt”, so das 31-jährige Burial of Babylon-Bandmitglied Simone Maffei.
Das Bereguardo-Musikfestival, das alljährlich vor dem Schloss von Bereguardo stattfindet und bei dem vor allem Metal Bands aus Pavia und Umgebung auftreten, wurde von der Gemeinde vor einigen Jahren ins Leben gerufen, um die Sommernächte zu beleben und den Jugendlichen und Junggebliebenen etwas Unterhaltung zu bieten.
Da ein Konzert notgedrungen nicht leise sein kann und auch die Musikrichtung nicht den Geschmack aller trifft, stößt das Musikfestival offensichtlich nicht bei allen Einwohnern von Bereguardo auf Gegenliebe. Es war am Sonntag, dem 28. Juli, kurz nach 23.30 Uhr, als der Gitarrist der Metal Band Burial of Babylon, der 31-jährige Simone Maffei, im Schulterbereich plötzlich einen harten Schlag spürte.
Der Treffer war so stark, dass er nach vorne geschleudert wurde. Simone Maffei wurde etwas schwindelig, aber um keine Panik zu verursachen, beschloss er, das Konzert fortzusetzen. “Ich fühlte ein heftiges Brennen. Mir war sofort bewusst, dass ich angeschossen worden war, ich war fassungslos. Ich fasste mich an meine Schulter und sah, dass meine Hand blutbeschmiert war. Um eine Panik zu verhindern, habe ich nicht aufgehört zu spielen. Außerdem schien niemand sonst etwas mitbekommen zu haben”, beschreibt der Gitarrist der Metal Band Burial of Babylon diese dramatischen Momente.
Die Metalband Burial of Babylon, die im Rahmen des Bereguardo-Musikfestivals – ein Festival für aufstrebende Rap-, Elektronik- und Rockbands mit Straßenkünstlern – auftrat, stimmte gerade ihren zweiten Song an, als Simone Maffei von einer Luftdruckkugel getroffen wurde. Da die Musik alles übertönte und der Gitarrist weiterspielte, blieb der Schuss zunächst völlig unbemerkt.
“Nach unserem Auftritt wurde ich von Freunden und den Veranstaltern untersucht. Sie brachten mich in die Notaufnahme der Poliklinik San Matteo in Pavia, wo ich gegen 1.40 Uhr ankam. Um 4.00 Uhr befand ich mich im Operationssaal. Sie zogen mir eine sanduhrförmige Bleikugel aus der Schulter und nähten die Wunde mit drei Stichen. Wäre ich nur aus ein paar Zentimetern Entfernung getroffen worden, wäre die Arterie geplatzt und ich würde nicht heute hier sein, um darüber zu sprechen. Ich hatte auch Angst um das Konzertpublikum. Weil ich befürchtete, dass auch auf die Zuschauer geschossen werden könnte, beendete ich die Vorstellung mit Herzklopfen. Ich bin der Meinung, dass jeder, der während einer von der Gemeinde genehmigten Veranstaltung das Feuer auf junge Menschen eröffnet, eine öffentliche Gefahr darstellt und entsprechend bestraft werden soll”, so Simone Maffei gegenüber dem Lokalblatt La Provincia Pavese.
Der Bürgermeister von Bereguardo, Felice Bonizzoni, verurteilte die Tat und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die verantwortliche Person ausfindig gemacht wird. “Im Dorf hat es über die Konzerte oder die Lautstärke nie Beschwerden gegeben”, versichert Felice Bonizzoni.
Nach den Aussagen des 31-Jährigen sowie weiterer Zeugen nahm die Polizei sofort Ermittlungen auf. Polizeibeamte überprüften insbesondere die Besitzer von Waffen, deren ballistische Eigenschaften mit der aus der Schulter des Opfers entfernten Kugel vereinbar sind. Anhand des verwendeten Projektils, eine Bleikugel des Kalibers 4,5 Millimeter, wie sie für Luftdruckgewehre verwendet wird, gelang es den Beamten der Polizei innerhalb weniger Tage, den mutmaßlichen Urheber der Tat zu identifizieren.
Ersten Ermittlungserkenntnissen zufolge handelt es sich bei ihm um einen 59-jährigen Mann aus dem Ort, dessen Namen aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben wurde. Seiner Aussage nach hätte ihn der “übermäßige Konzertlärm” dazu veranlasst, sein Luftdruckgewehr in die Hand zu nehmen und von der Terrasse seines Hauses aus auf das Konzert mehrere Kugeln abzufeuern.
Der 59-Jährige wurde bei den Justizbehörden wegen schwerer Körperverletzung angezeigt. Zu dieser Anschuldigung könnten sich aber noch weitere Straftatbestände gesellen. Die Beamten der Staatspolizei beschlagnahmten außerdem mehrere Schusswaffen und Munition, die sich gleich wie das Luftgewehr, mit dem der Gitarrist verwundet wurde, legal im Besitz des mutmaßlichen Täters befanden.
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