Von: apa
Die italienischen Strandbad-Betreiber verteidigen sich gegen den Vorwurf, ihre hohen Preise seien der Grund für die flaue Sommersaison in vielen Badeortschaften Italiens. Sie beklagen eine “Diffamierungskampagne”. Im Juli ist die Zahl der Strandurlauber gegenüber dem Vergleichszeitraum 2024 um 15 Prozent gesunken. Am Wochenende sind die Strände zwar voll, doch der Andrang an Wochentagen ist wesentlich geringer als in den vergangenen Jahren, beklagen Touristiker.
“In den letzten Tagen haben einige italienische Medien einen Skandal um den angeblich teuren Strandurlaub geschürt und behauptet, dass die von Strandbädern verlangten Preise so hoch seien, dass sich viele Familien keinen Urlaub am Meer mehr leisten könnten. Diese Darstellung entspricht nicht der Realität. Es gibt Strandbäder für jedes Budget – mit Preisen und Dienstleistungen, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Öffentlichkeit abgestimmt sind, genauso wie im Hotel- oder Campingsektor”, so Fabrizio Licordari, Präsident des Verbands der Strandbad-Betreiber Assobalneari Italia, laut Medienangaben vom Samstag.
Strandbad-Betreiber machen gestiegene Lebenshaltungskosten verantwortlich
Die Ursachen für diesen Rückgang seien laut Licordari vielmehr in der Wirtschaftskrise zu suchen, die viele italienische Familien belastet: “Die gestiegenen Lebenshaltungskosten – bei Stromrechnungen, Treibstoff, Mieten und Lebensmitteln – haben die Kaufkraft stark verringert. Selbst mit zwei Einkommen reicht das verfügbare Budget in vielen Fällen nicht mehr aus, um wie früher in den Urlaub zu fahren. Das führt zu Sparentscheidungen, die den Tourismus beeinträchtigen”, betonte Licordari.
Laut Fabio Cenni, Regionalpräsident des Hotelierverbands Assohotel Confesercenti in der Region Toskana, gab es bei den Strandbädern durchaus Preissteigerungen, doch diese hingen mit einem allgemeinen Anstieg der Kosten zusammen. “Das eigentliche Problem besteht darin, dass diesem Preisanstieg kein entsprechender Anstieg der Kaufkraft der Italiener gegenübersteht. Sie sind heute ärmer und haben weniger Möglichkeiten, Geld für nicht lebensnotwendige Ausgaben wie Urlaub, Strandliegen oder Restaurantbesuche auszugeben”, so Cenni.
Anders sieht die Lage der Konsumentenschutzverband Codacons: “Anstatt die Medien anzugreifen, die das Problem thematisieren, sollten die Betreiber der Strandbäder lieber ernsthaft Selbstkritik üben und eine ehrliche Bestandsaufnahme machen – und dabei aufhören, die gestiegenen Lebenshaltungskosten als Ausrede für den Rückgang der Strandbesuche zu benutzen. Stattdessen sollten sie sich darum kümmern, die Preise für die Öffentlichkeit zu senken.”
Ein wesentlicher Faktor sei die Krise des klassischen Urlaubsmodells, analysieren Touristiker. Den ganzen Tag in der Sonne auf einer Liege und unter einem Sonnenschirm zu verbringen ist für viele nicht mehr so attraktiv. Die Pandemie habe offenbar das Bewusstsein vieler Urlauber verändert.
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