Zur Anklage kommt es acht Jahre später

Juwelier erschießt zwei Räuber – Schadenersatz verlangt

Donnerstag, 03. November 2016 | 08:04 Uhr

Nicolosi – Die Staatsanwaltschaft von Catania hat gegen den 57-jährigen Juwelier von Nicolosi in der Provinz Catania, Guido Gianni, Anklage erhoben und die Eröffnung des Hauptverfahrens beantragt. Der Juwelier, der zusammen mit seiner Frau in Nicolosi einen Schmuckhandel betrieb, wird des zweifachen Mordes und des versuchten Mordes beschuldigt.

Es war der 18. Februar 2008, als der 21-jährige Sebastiano Catania, sein gleichaltriger Kollege Davide Laudani und der 30-jährige Fabio Pappalardo in das Juweliergeschäft in Nicolosi stürmten, um es auszurauben. Die Eindringlinge setzten der Ehefrau eine Pistole an den Hals und wollten sie mit Schlägen und Todesdrohungen dazu zwingen, ihnen die Wertsachen auszuhändigen.

Guido Gianni war gerade hinter dem Geschäft beschäftigt, als er die Schreie seiner Frau hörte. Mit einer Pistole bewaffnet, rannte der 57-Jährige zurück in das Geschäft und schoss, um die Räuber einzuschüchtern und sie zur Flucht zu zwingen, mit seiner Waffe zweimal in die Luft. Diese aber stürzten sich zu dritt auf den Juwelier und schienen die Oberhand zu gewinnen. Da entschloss sich Gianni, noch mal zu feuern, woraufhin die drei Räuber endlich die Flucht ergriffen. In diesem Moment nahm Guido Gianni ein letztes Mal seine Waffe zur Hand und gab auf die Flüchtenden weitere Schüsse ab, die zwei der drei Übeltäter töteten und den dritten schwer verletzten.

Wie spätere ballistische Untersuchungen ergaben, waren die beiden Männer an Kugeln gestorben, die von hinten in den Körper eingedrungen waren. Die Ermittler fanden auch heraus, dass es sich bei der Waffe der Banditen nur um eine Spielzeugpistole gehandelt hatte. Der Juwelier wusste dies jedoch nicht, weil die Übeltäter den roten Verschluss entfernt und am Schaft ein Patronenmagazin angebracht hatten, sodass die Waffe täuschend echt aussah.

Die Familienangehörigen der beiden getöteten 21-Jährigen und des verletzten 30-Jährigen verlangen nun acht Jahre nach der Tat vom Juwelier Schadenersatz. Der Untersuchungsrichter hat dem Antrag des Anwalts vom Juwelier zugestimmt, dass über Giannis Zustand zum Tatzeitpunkt ein psychiatrisches Gutachten eingeholt wird. Letztere Untersuchung soll überprüfen, ob Gianni zur Tatzeit im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war oder ob sein Denken von den aggressiven Handlungen der drei Täter seiner Frau gegenüber beeinflusst wurde.

Von: ka